Technischer Aktien- und Rentenmarktkommentar

für die Woche vom 05. – 09.09.2022

DAX

Nach einer volatilen Woche legte der DAX zum Handelsschluss am Freitag spürbar zu und schloss bei 13.050 Punkten. Wer nun glaubte, der DAX hätte einen Boden gefunden und die Kurse könnten tendenziell aufwärts gehen, sah sich getäuscht. Kurz nach Börsenschluss kam von Gazprom die Meldung, dass aufgrund eines technischen Problems sich die Wiederaufnahme der für den 02. September avisierten Gaslieferung auf unbestimmte Zeit verzögert. Später wurde klar, dass damit ein faktischer Lieferstopp von Seiten Russlands manifestiert wurde. Damit dürfte Europa und natürlich auch Deutschland in eine Rezession kommen. Dementsprechend starten die Börsen heute Morgen deutlich schwächer. Die Aussichten bleiben negativ. Der DAX könnte das Tief bei 12.604 Punkten testen. Kurse darunter würden schnell zu einem Test des bisherigen Jahrestief bei 12.390 Punkten führen. Was wäre notwendig, um den DAX wieder in die strategische Erfolgsspur zu führen? Dazu müsste der DAX die Hürde 13.800/13.888 Punkten überwinden. Danach sieht es aktuell jedoch nicht aus. Sollte das Jahrestief unterboten werden, drohen weiter Abgaben bis zum Tief aus dem Oktober 2020 bei 11.450 Punkten.

Euro Stoxx 50

Der Euro Stoxx 50 ging am Freitag mit einem Punktestand von 3.544 Punkten aus dem Handel und schloss die Woche leicht im Minus. Der de facto Gasstopp aus Russland dürfte die Eurozone in die Rezession stürzen. Wir starten daher die Woche mit der Frage, wie weit der Euro Stoxx 50 noch fallen wird. Die Unterstützungszone bei der 3.606 Punktmarke, die durch die 200-Wochen-Linie und dem 23,6 % Fibonacci-Retracement gebildet wird, hat sich zu einer Widerstandszone gewandelt. Es besteht die Gefahr, dass der Euro Stoxx 50 in das Muster der vergangenen sechs Monate fällt und das Jahrestief bei 3.343 Punkten testen könnte. Zu Beginn der Handelswoche wird der Kursrückgang aus der Vorwoche weitergeführt.

Dow Jones Industrial

Der Dow Jones konsolidierte in der vergangenen Woche um 3 %. Er schloss bei 31.318 Punkten. Die schwächsten Sektoren waren Technologie und Rohstoffe, die jeweils 5 % ihres Wertes abgaben. Die Märkte darbten noch an den Aussagen von US-Notenbankpräsident Powell, der eine striktere Geldpolitik mit klarem Fokus auf Inflationsbekämpfung ankündigte. Auch in der letzten Woche meldete sich die stimmberechtigte Notenbankpräsidentin von Cleveland, Loretta Mester, zu Wort -sie denke, der risikolose Zins sollte Anfang nächsten Jahres auf einem Level von 4 % liegen. Diese Aussage verdeutlicht, dass die US-Notenbank den Fed-Put, der uns einige Jahre begleitete, entzogen hat und sich auf die Inflationsbekämpfung konzentrieren wird. Gute Zahlen vom Arbeitsmarkt konnten da nur kurzzeitig für etwas Entspannung sorgen. Dennoch sehen wir in dieser Woche eine gute Chance auf eine Gegenbewegung nach oben. Nach der schwachen Entwicklung seit Mitte August sind die US-Märkte definitiv kurzfristig nach unten überdehnt und sollten reif für eine Gegenbewegung sein. Der Dow Jones ist auf der Unterseite im Bereich etwas über 31.000 Punkten recht gut abgesichert. Eine Erholung sollte zunächst in den Bereich der 50-Tage-Linie (aktuell bei 32.164 Punkten) führen, auch die 38-Tage-Linie (aktuell bei 32.519 Punkten) scheint in Reichweite. Unter der Oberfläche machten die US-Indizes auf uns in der vergangenen Woche einen viel robusteren Eindruck, als der reine Blick auf die Indizes offenbart. Da waren viel die Futures-Märkte im Einsatz, die die Indizes nach unten zogen, gleichzeitig glauben wir Akkumulationssignale zu erkennen. Eine mögliche Gegenbewegung sollte aus unserer Sicht eher zur weiteren defensiven Positionierung genutzt werden.

Bund-Future

Mit Spannung wird das Ergebnis der EZB-Sitzung am kommenden Donnerstag erwartet. Letztendlich geht es um die Frage, ob die EZB den großen Zinsschritt von 75 Bp. vornimmt oder angesichts einer sich abzeichnenden Rezession nur eine wohldosierte Zinsanhebung vornimmt. Wie auch immer bleibt der Rentenmarkt belastet. Die in der heutigen Eröffnung gesehenen Kursgewinne bis über 149,25 %-Punkten wurden schon kurz nach Handelsstart vollständig abgegeben und dies trotz der schwachen Aktienmärkte. Kein gutes Zeichen für den Bund-Future. Tendenziell erwarten wir im September-Kontrakt (Handel bis 09.09.) einen Test der Marken 147,94 bzw. 146,78 %-Punkten.

Einschätzung

Jetzt ist es klar: Europa wurde der Gashahn von russischer Seite abgedreht. Trotz im Vergleich zu den Vorjahren gut gefüllter Gasspeicher könnte es zu Rationierungen bei Gas und Strom im kommenden Winter kommen. Wir reduzieren daher vorsorglich unsere Aktienquote und halten eine größere Bargeldquote.

 

Stand: 05. September 2022 – Bitte beachten Sie unsere rechtlichen Hinweise.

Norbert Frey

Norbert Frey

Leiter Fondsmanagement. Nach dem Studium der Wirtschaftswissenschaften war er bei Banken und Versicherungen tätig und verfügt über eine mehr als 30-jährige Berufserfahrung.

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