Technischer Aktien- und Rentenmarktkommentar

für die Woche vom 24. – 28.10.2022

DAX

Dem Deutschen Aktienindex gelang in der vergangenen Handelswoche der Sprung über die Marke von 12.500 Punkten, was einen weiteren Anstieg bis in den Bereich von 12.900 Punkten zur Folge hatte. In diesem Bereich drehte der Index jedoch nach unten, allerdings waren keine größeren Verluste zu verzeichnen. Im Wochenvergleich gewann der DAX immerhin 2,4 %. Positiv zu werten ist, dass es dem DAX gelungen ist, die Tiefs vom Juli und März dieses Jahres bei 12.391 bzw. 12.439 Punkten zurückzuerobern. Diese Marken fungieren fortan als Unterstützungen. Auf der Oberseite befindet sich ein Widerstandsbündel im Bereich von 13.500 Punkten. In diesem Bereich fallen die Durchschnitte der letzten 200 bzw. 38 Wochen bei 13.331 bzw. 13.615 Punkten mit diversen ehemaligen Hoch- und Tiefpunkten sowie dem seit Jahresbeginn bestehenden Abwärtstrend bei 13.409 Punkten zusammen. Für eine nachhaltige Trendwende nach oben müssten diese Widerstände überwunden werden. Alles unterhalb dieser Marken muss als Bear-Market-Rallye betrachtet werden.

Euro Stoxx 50

Der Euro Stoxx 50 ging am Freitag mit einem Punktestand von 3.476 Punkten aus dem Handel und legte auf Wochensicht 2,99 % zu. Auf Sektorenebene war der bisher stark gebeutelte europäische Technologiesektor mit einem Kursgewinn von 6,23 % der stärkste Sektor, nachdem die Hoffnung aufkeimte, dass der Zinsanhebungszyklus sich seinem Ende nähert. Die defensiven Sektoren wie Telekommunikation und Gesundheitswesen verzeichneten wiederum in der vergangenen Woche die schwächsten Wertentwicklungen. Charttechnisch betrachtet, trotzte der Euro Stoxx 50 den aktuellen Unsicherheiten und schloss die dritte Woche in Folge mit einem Gewinn ab. Diese erfreuliche Stabilität unterbricht den Abwärtstrend und wird durch positive Signale des Relativ Momentum Indikator untermauert. Nichtsdestotrotz konnte die Widerstandslinie bei dem 23,6 % Fibonacci-Retracement sowie dem 50-Tage-Durschnitt im Bereich der 3.500 Punkte-Marke nicht zurückerobert werden. Sollte diese Widerstandslinie durchbrochen werden, sind Bewegung in Richtung der 3.800 Punktemarke sehr wahrscheinlich, wie die letzten Monate gezeigt haben. Zum Wochenstart deutet sich eine freundliche Börseneröffnung an. Fundamental betrachtet, ist es eine hoch spannende Woche, da ca. 130 Unternehmen aus dem STOXX Europe 600 ihre Quartalsergebnisse veröffentlichen werden. Darunter befinden sich Lufthansa, Linde, Deutsche Bank, Mercedes Benz Group, Barclays, MTU Aero Engines und BASF. Zudem werden diese Woche eine Reihe von volkswirtschaftlichen Daten veröffentlicht (Inflationszahlen Deutschland, Einkaufsmanager Indizes, Ifo, etc.) und am Donnerstag erfolgt der Zinsentscheid der EZB. Eine Leitzinsanhebung um 0,75 % wird vom Kapitalmarkt eingepreist.

Dow Jones Industrial

Der Dow Jones legte in der vergangenen Woche um 4,9 % zu. Er schloss bei 31.083 Punkten. Alle Sektoren entwickelten sich positiv, die größten Kursgewinne erzielten Energie (+8,1 %) und Technologie (+6,5 %). Die Quartalszahlen der Unternehmen übertrafen weitgehend die Erwartungen. Der Dow Jones erreichte schnell den größeren Widerstand bei 30.974 Punkten, der sich aber bis zur eher psychologisch wichtigen Marke bei 31.000 Punkten erstreckt. Dieser gesamte Bereich zeigt sich seit Mai als Unterstützung bzw. Widerstand relevant. Zum Wochenstart signalisieren die Futures bereits einen Test der 30-Tage-Linie, die aktuell bei 31.384 Punkten verläuft. Sie hat eine gute Chance sich zu stabilisieren, was einer weiteren Heilung des Marktes gleichkäme. Die 90-Tage-Linie sollte nach dem guten Anstieg der Vorwoche nicht so mühelos überwunden werden können, aber aus unserer Sicht überwiegen in dieser Woche weiter die Chancen für weitere Kursgewinne. Bei einem möglichen Retest des in der letzten Woche überwundenen Widerstands bei 30.638 Punkten bzw. der 38-Tage-Linie (aktuell bei 30.426 Punkten) wäre es wichtig, dass diese Marken halten. Wir sehen nach wie vor Potenzial bis zum Verlaufshoch von Mitte September bei 32.654 Punkten.

Bund-Future

Der Bund-Future steht weiter unter Druck. Am 21. Oktober wurde mit 134,02 %-Punkten ein neues Kontrakttief im Dezember-Future erreicht, bevor leichtes Kaufinteresse den Future erneut zum Wochenstart über die Marke von 136 %-Punkten hievte. Italienische Staatsanleihen konnten sich ebenfalls etwas erholen. Zum Wochenstart fielen die Renditen auf ca. 4,60 % für 10-jährige Staatsanleihen. In dieser Woche richten sich alle Augen auf den EZB-Zinsentscheid am Donnerstag, bei dem eine Leitzinsanhebung um 75 Basispunkte bereits eingepreist ist. Die Marktteilnehmer hoffen insbesondere auf Indizien, die auf einen Höhepunkt der Zinsanhebungen hindeuten.

Einschätzung

Die weltweiten Aktienmärkte (abgesehen von China) erholten sich in den vergangenen Wochen, nachdem sich Tendenzen für eine langsamere Zinsanhebungsdynamik abzeichneten und die Quartalsergebnisse der Unternehmen solider als erwartet ausfielen. Ein Zeichen der Entwarnung ist das aber noch nicht, da bisher nur ein Drittel der Unternehmen ihre Zahlen berichteten und eindeutige Belege für eine Verlangsamung der Inflation notwendig sind. Wir erachten eine ausgewogene Positionierung derzeit als sinnvoll, da das Marktpendel schnell in beide Richtungen ausschlagen kann.

 

Stand: 24. Oktober 2022 – Bitte beachten Sie unsere rechtlichen Hinweise.

Christian Curac

Christian Curac

Als Fondsmanager betreut Christian Curac Publikumsfonds und institutionelle Mandate und ist Mitglied des ESG-Gremiums. Bevor er 2019 zur Fürst Fugger Privatbank kam, war er als Investment Analyst innerhalb der Allianz SE Gruppe tätig und sammelte zudem Erfahrung als wissenschaftlicher Mitarbeiter an einem finanzwirtschaftlichen Lehrstuhl. Er besitzt einen Bachelor- und Masterabschluss in Volkswirtschaftslehre von der Universität Regensburg und ist CFA®-Charterholder.

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