Technischer Aktien- und Rentenmarktkommentar

für die Woche vom 06. – 10.03.2023

DAX

Das Hin und Her beim DAX hielt auch in der vergangenen Woche an. Nach einem zwischenzeitlichen Test der von uns genannten Marke von 15.162 Punkten ging es zum Wochenschluss deutlich nach oben. Der DAX schloss bei 15.578 Punkten und somit rund 400 Punkte höher als die Woche davor. Was hat den doch überraschenden Anstieg ausgelöst, nachdem die Daten aus den USA nicht unbedingt auf einen solchen Anstieg hindeuteten? In den USA besteht die Hoffnung, dass die Fed trotz gegenläufiger Daten, die Zinsen nicht über das schon eingepreiste Niveau hinaus anheben wird. Darauf zogen die Kurse an der Wall Street zum Wochenschluss stark an. In der heutigen Eröffnung unternimmt der DAX einen erneuten Anlauf Richtung Jahreshoch bei 15.659 Punkten. Kurse darüber lassen den DAX rasch bis 15.778/15.823 Punkte ansteigen. Auf der Unterseite finden sich Unterstützungen bei 15.481, 15.329 sowie 15.282 Punkten.

Euro Stoxx 50

Der Euro Stoxx 50 schloss am Freitag bei einem Punktestand von 4.294 Punkten und legte auf Wochensicht um 2,77 % zu. Im Februar verzeichnete der Index einen Wertzuwachs von 1,80 %. Auf Sektorenebene schnitten im Februar der Automobilsektor (+6,45 %) und der Finanzsektor (+6,04 %) am besten ab, während der zinssensitive Immobiliensektor (-2,14 %) und der Rohstoffsektor (-6,17 %) zu den Verlierern gehörten. Charttechnisch betrachtet hat die Rallye europäischer Aktien nach einem starken Jahresbeginn in den letzten Wochen an Schwung verloren, wie der abfallende Momentum-Indikator zeigt. Dennoch hat der Euro Stoxx 50 den Richtungswechsel zu aggressiveren Zinserwartungen bisher gut überstanden. Ein anhaltender Anstieg der Anleiherenditen erhöht jedoch den Druck, sodass wir das Aufwärtspotenzial als eingeschränkt erachten, da das obere Bollinger-Band sowie das 100 % Fibonacci-Retracement wenig Luft nach oben lassen. Die hohe Resilienz der europäischen Börsen in diesem volatilen Umfeld spricht jedoch für technische Stärke. Auf der Unterseite sehen wir bei der 4.200 Punktemarke eine Unterstützungszone, die von der 38-Tage-Linie flankiert wird. Zudem hat die 4.200 Punktemarke seit Ende Januar stets für verstärktes Käuferinteresse gesorgt. Fundamental betrachtet, stehen in dieser Woche Quartalsveröffentlichungen von Unternehmen wie Continental, Zalando, Adidas, Daimler Truck, Deutsche Post und Henkel im Vordergrund. Von volkswirtschaftlicher Seite wird die deutsche Industrieproduktion für den Januar relevant sein, ebenso wie die US-Arbeitsmarktzahlen am Freitag.

Dow Jones Industrial

Der Dow Jones erzielte in der vergangenen Woche Kursgewinne von 1,7 %. Er schloss bei 33.391 Punkten. Der Gewinner im Dow Jones war Salesforce, das deutliche Kursgewinne aufgrund guter Quartalszahlen und eines guten Ausblicks erzielen konnte. Die Makrodaten waren gemischt, während der Chicago Einkaufsmanagerindex mit 43,6 Punkten unter den Erwartungen lag, verbesserte sich der ISM Index für das verarbeitende Gewerbe leicht im Vergleich zum Vormonat, was aber auch bedeutet, dass sich die Lage im verarbeitenden Gewerbe weiter abschwächt, aber mit abnehmender Geschwindigkeit. Der ISM für Dienstleistungen bleibt jedoch mit einem Wert von 55,1 deutlich über der Wachstumsschwelle. Die Arbeitsmarktdaten waren robust und deuten auf einen engen Arbeitsmarkt hin, dies signalisieren auch die Arbeitskosten, die im Vergleich zum Vorjahr um 6,3 % stiegen. Wir sehen die positive Entwicklung der Vorwoche in erster Linie technisch bedingt, wichtige Indizes hatten bis zur wichtigen 200-Tage-Linie konsolidiert. Auch in dieser Woche sollten die kurzfristig überverkauften Indikatoren für einen Rückenwind der US-Börsen und damit auch für den Dow Jones sorgen. Eine schwache Aufwärtsdynamik würde uns jedoch nicht überraschen und sollte als Zeichen für einen erschöpften Markt gesehen werden. Der Dow Jones könnte sich also durchaus an der Überwindung der 50-Tage-Linie (aktuell bei 33.568 Punkten), gefolgt von der 38-Tage-Linie (aktuell bei 33.647 Punkten) weitgehend erschöpfen. Insofern halten wir in dieser Woche zwar eine positive Tendenz für wahrscheinlich, halten aber das Aufwärtspotenzial für begrenzt. Wir würden eine Erholung für eine weitere Reduzierung der Aktienquote nutzen, da wir perspektivisch mit einem Test der Unterstützung bei 32.495 Punkten und auch der 200-Tage-Linie (aktuell bei 32.406 Punkten) rechnen. Dann werden die Voraussetzungen für ein Abprallen nach oben wie zuletzt bei S&P 500 und Nasdaq nicht so positiv sein.

Bund-Future

Noch am Donnerstag hat der Bund-Future mit 130,35 %-Punkten ein neues Jahrestief erreicht, bevor er sich zum Wochenschluss bis auf 130,80 %-Punkte erholen konnte. In der heutigen Eröffnung setzt sich die Erholung fort. Der Bund-Future notiert aktuell bei 131,40 %-Punkten. Dennoch wird der Weg bis zum alten Jahrestief bei 132,60 %-Punkten steinig bleiben. Wir können uns aktuell nicht vorstellen, dass die EZB rasch ihren eingeschlagenen Weg verlässt und nur noch wenige Zinsschritte nach oben vor uns liegen. Die jüngsten Inflationsdaten lassen aus unserer Sicht keinen Spielraum für ein Nachlassen des eingeschlagenen Weges. Wir erwarten nur eine temporäre Erholung beim Bund-Future und rechnen mit weiteren Tiefs.

Einschätzung

Aktuell handelt der Markt nur Hoffnung. Angesichts der zugrundeliegenden Daten verwundert die Kaufbereitschaft. Wir bleiben bei unserer Einschätzung, dass das Szenario einer Konsolidierung nicht zu unterschätzen ist.

 

Stand: 06. März 2023 – Bitte beachten Sie unsere rechtlichen Hinweise.

Dieter Langenbucher

Dieter Langenbucher

Der Diplom-Kaufmann univ. ist seit 2005 Portfoliomanager bei der Fürst Fugger Privatbank Aktiengesellschaft und managt den FFPB MultiTrend Flex und den FFPB Rendite. Zudem ist er Mitglied des Anlageausschusses für institutionelle Mandate. Sein besonderes Interesse gilt der Marktstrategie.

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