Kaum Spielraum für die Zentralbanken

Starker Arbeitsmarkt in den USA könnte zum Problem werden

Das Tauziehen zwischen Inflation und Konjunktur geht weiter. Für die nächste EZB-Sitzung scheint eine Zinserhöhung um 50 Basispunkte sicher und auch der geldpolitische Straffungskurs dürfte sich noch etwas länger hinziehen. Das führte in den vergangenen Wochen zu einer Neubewertung an den Anleihemärkten mit steigenden Renditen. So stieg die Rendite der 10 Jahres Bundesanleihe auf über 2,70 %.

Gleichzeitig kletterte der DAX auf ein neues Jahreshoch. Die Einkaufsmanagerindizes für die chinesische Industrie signalisieren das stärkste Wachstum seit fast elf Jahren. Für den DAX mit seinen vielen exportorientierten Unternehmen bedeutet dies zumindest kurzfristig Rückenwind. Die US-Aktienindizes hingegen laufen den europäischen Börsen seit Oktober hinterher. Der zähe Inflationsrückgang sorgt in den USA für viel Unsicherheit über die weiteren Zinsschritte der Fed. Die Frage ist, ob die Fed es schaffen kann, mit ihrer Geldpolitik einerseits die Inflation einzudämmen und andererseits die Wirtschaft nicht in eine Rezession zu stürzen. Der monatliche US-Arbeitsmarktbericht wird daher mit Spannung erwartet. Die „Good News“ einer historisch niedrigen Arbeitslosenquote könnten nämlich schnell zu „Bad News“ werden: Gute Arbeitsmarktzahlen würden die Inflation weiter befeuern und die Fed weiter unter Druck setzen. Auch wenn der Großteil der Zinsanhebungen vermutlich bereits hinter uns liegt, dürften die robusten Wirtschaftsdaten zu weiterem Inflationsdruck führen und den Zentralbanken wenig Spielraum für Zinssenkungen lassen. Das Zinsniveau wird jedoch konjunkturelle Bremsspuren hinterlassen. Das wird auf die Gewinnerwartungen der Unternehmen drücken und für Gegenwind an den Aktienmärkten sorgen.

Anleger sind gut beraten, sich jetzt aktienseitig neutral zu positionieren. Wir setzen auf Qualitätstitel mit etablierten Geschäftsmodellen. Insbesondere Banken und Versicherungen, die von der Zinswende profitieren sollten, aber auch Titel im Healthcare und im Energiesektor (Stichwort: grüne Transformation). Über Potenzial verfügen auch westliche Unternehmen, die über ein großes China-Exposure verfügen und von der Wiederöffnung der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt profitieren können (Stichwort: Luxuskonsum). Auch Anleihen sind wieder attraktiv, vor allem Unternehmensanleihen guter Bonität mit mittleren Laufzeiten, mit der Beimischung zum Teil kurzlaufender US-Staatsanleihen. Mit Blick auf den weiteren Jahresverlauf empfiehlt es sich, eher defensiv aufgestellt zu sein und immer etwas Liquidität zu halten, um bei eventuellen Rücksetzern handlungsfähig zu sein.

 

Stand: 08. März 2023

Andrea Greisel

Bereichsleiterin Organisationsentwicklung der Fürst Fugger Privatbank Aktiengesellschaft. Nach zehnjähriger Tätigkeit im Investment Banking einer bayerischen Großbank trat die Bankkauffrau mit der Zusatzausbildung AIM (Applied Investment Management der DVFA) 2010 in die Bank ein. Sie ist verantwortlich für die Umsetzung der Digitalisierungsprojekte und Nachhaltigkeitsstrategien der Bank.

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