Technischer Aktien- und Rentenmarktkommentar

für die Woche vom 02. – 05.05.2023

DAX

Trotz aller Unkenrufe gelang dem DAX zum Monatsultimo mit 15.922 Punkten ein neues Jahreshoch. Der Markt profitierte einmal mehr von guten Quartalszahlen der Unternehmen dies- und jenseits des Atlantiks. Interessant in diesem Zusammenhang ist, dass enttäuschende negative Konjunkturzahlen aus Deutschland von den Anlegern ignoriert werden. Zwar wurde mit einer schwarzen Null für das erste Quartal eine technische Rezession gerade noch vermieden. Dennoch erwarten die meisten Ökonomen im weiteren Jahresverlauf eine Rezession in Deutschland, vor allem dann, wenn Sondereffekte nicht mehr wirken. Die veröffentlichten Inflationszahlen für Deutschland lagen im Rahmen der Erwartungen und zeigen einmal mehr, wie hartnäckig sich die Preissteigerung hält. Charttechnisch bleibt der DAX trotz des neuen Jahreshochs anfällig für eine längere Konsolidierung. Auffallend ist das weiter abnehmende Momentum, ebenso wie die abnehmende Bewegungsdynamik gemessen am ADX-Index. Während der RSI weiter Richtung überkaufter Zone läuft, befindet sich der Slow-Stochastik-Indikator bereits im überkauften Bereich. Für die heutige Eröffnung erwarten wir weiter steigende Kurse. Widerstände finden sich bei 16.000 sowie 16.079 Punkten, während auf der Unterseite Unterstützungen bei 15.766 sowie 15.610 Punkten auszumachen sind.

Euro Stoxx 50

Der Euro Stoxx 50 schloss am Freitag bei einem Punktestand von 4.359 Punkten und konsolidierte im Vergleich zur Vorwoche um 1,11 %. Es handelt sich damit um den ersten Wochenverlust seit den Tiefständen im März, die durch Turbulenzen im Bankensektor verursacht wurden. Auf Sektorenebene erzielten im abgeschlossenen April der Immobilienbereich (5,15 %) sowie der Gesundheitssektor (4,6 1%) die höchsten Kurszuwächse. Am schwächsten schnitten im April die europäischen Rohstoff- und Technologietitel mit Kursverlusten von 5,66 % und 4,58 % ab. Aus charttechnischer Sicht kühlte sich der Euro Stoxx 50 etwas ab, nachdem er bei seinem Jahreshoch von 4.411 Punkten auf einen Widerstandsbereich stieß. Das nachlassende Momentum sowie der fallende RMI-Indikator deuten auf geringeres Käuferinteresse und leichten Gewinnmitnahmen hin. Um den Widerstandsbereich bei der 4.000 Punktemarke nachhaltig überwinden zu können, erfordert es positive Impulse, die in dieser Woche u. a. durch die Zentralbankentscheidungen kommen könnten. Auf der Unterseite sehen wir eine erste Unterstützungszone bei der 4.300 Punktemarke, die am Freitag im Intraday-Handel getestet wurde. Sollte diese reißen, folgt bei ca. 4.270 Punkten die nächste Unterstützungszone, die sich aus dem unteren Bollinger-Band sowie der 50-Tage-Linie zusammensetzt. Während der derzeitigen Berichtssaison konzentrieren sich die Investoren insbesondere darauf, wie die Unternehmen mit den höheren Zinsen und dem Preisdruck umgehen. Diese Woche berichten u. a. BP, Deutsche Post, BNP, Novo Nordisk, Vonovia, BMW, Infineon, Henkel und VW. Am Mittwoch und Donnerstag werden die Fed und die EZB ihre geldpolitischen Entscheidungen bekannt geben. Die Marktteilnehmer erwarten diese Entscheidungen mit großer Spannung, weshalb in dieser Woche mit einer erhöhten Volatilität gerechnet wird.

Dow Jones Industrial

Der Dow Jones erzielte in der vergangenen Woche einen Kursgewinn von 0,9 %, dank eines guten Wochenausklangs. Er schloss bei 34.098 Punkten. Die Nachrichtenlage war uneinheitlich, sowohl was die makroökonomischen Daten als auch die veröffentlichten Quartalszahlen betrifft. Beispielsweise wurden die Quartalszahlen von Alphabet und Amazon verkauft, während es für Microsoft und Meta zu deutlichen Kurssprüngen nach oben kam. Quartalszahlen aus anderen Sektoren, beispielsweise von UPS oder Dow Inc. waren schwach und signalisieren, dass sich die Wirtschaft abkühlt. Die erste Schätzung für das US-BIP im ersten Quartal liegt nur noch bei 1,1 %. Der Konsument jedoch ist noch stark und so richten sich alle Augen diese Woche auf die Zinsentscheidung der US-Notenbank, wobei eine weitere Zinserhöhung um 25 Basispunkte als ausgemacht gilt. Dies könnte für Volatilität an den Aktienmärkten sorgen. Wir raten dazu, sich noch nicht nervös machen zu lassen, denn eine eher überverkaufte Indikatorenlage sollte das Abwärtspotenzial aktuell begrenzen. Das mittelfristige Bild ist jedoch eher wolkenverhangen und so ist die Frage, ob der Dow Jones eine gute Erholung sehen kann. Insofern raten wir eher dazu, jetzt noch nicht zu verkaufen, einer gute Börsenentwicklung aber auch nicht hinterherzujagen, oder höchstens mit streng begrenztem Risikoprofil. Wir halten einen weiteren Anlauf des Dow Jones in den nächsten Wochen zu den Verlaufshochs bei 34.310 Punkten bzw. 34.566 Punkten für möglich, größere Kursgewinne sind aus unserer Sicht aufgrund des unattraktiven mittelfristigen Bilds jedoch nicht zu erwarten. Kurzfristig sehen wir den Dow Jones bei 33.445 Punkten gut abgesichert. Die US-Märkte sind nach wie vor zu selektiv, was wir als potenzielles Warnsignal für eine schwierigere Marktphase in der zweiten Maihälfte sehen, wenn die Märkte wahrscheinlich beginnen werden, eine heranziehende Rezession einzupreisen.

Bund-Future

Das Geschehen am Rentenmarkt steht ganz im Zeichen der für Donnerstag vorgesehenen Sitzung der EZB. Vieles hängt neben den Zahlen zur Kerninflation in der Eurozone auch von den Daten zur Kreditvergabe der Banken ab. Gerade die letztgenannten Daten spielen eine große Rolle bei dem bevorstehenden Zinsentscheid. Sollten die jüngsten Turbulenzen im Bankenmarkt zu einem Rückgang bei der Kreditvergabe geführt haben, würde dies der EZB einen Teil ihrer Arbeit abnehmen. Wir erwarten je nach Datenlage eine weitere Zinsanhebung zwischen 25 und 50 Basispunkte. Der Bund-Future verliert heute Morgen über einen Punkt. Dies ist als Reaktion auf steigende Renditen in den USA gestern Abend zu sehen. Dort sorgten viele Emissionen aus dem Unternehmensanleihensektor für Druck auf die Kurse. Wir gehen von einer anhaltenden Seitwärtsentwicklung des Bund-Futures zwischen 134,80/133,10 %-Punkten aus, zumindest bis zur anstehenden EZB-Sitzung am Donnerstag.

Einschätzung

Wir wiederholen an dieser Stelle gerne unsere Einschätzung aus der Vorwoche. Nachdem wir in den letzten Monaten nur steigende Kurse gesehen haben, wäre es an der Zeit für eine Konsolidierung. Dass wir davon nicht mehr allzu weit entfernt sind, zeigt ein Blick auf die Markttechnik. Die dünnen Volumina sowie die im überkauften Bereich notierenden Oszillatoren lassen dies vermuten. Wir setzen weiterhin auf Value und Qualität beim Einsatz von Aktien.

 

Stand: 02. Mai 2023 – Bitte beachten Sie unsere rechtlichen Hinweise.

Christian Curac

Christian Curac

Der zertifizierte Chartered Financial Analyst® (CFA®) ist Mitglied des Fondsmanagement Teams. Bevor er 2019 zu der Fürst Fugger Privatbank Aktiengesellschaft kam, war er als Investment Performance Analyst innerhalb der Allianz SE Gruppe tätig. Er hat einen Bachelor- und Masterabschluss in Volkswirtschaftslehre von der Universität Regensburg.

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