Die Warnsignale werden deutlicher
Die Märkte scheinen die Angst vor einer Finanzkrise 2.0 überwunden zu haben. Auch bei Bankaktien blickt man seit den Kurseinbrüchen mittlerweile wieder auf zweistellige Kursgewinne zurück. Wer hingegen in sichere Häfen wie z.B. deutsche Staatsanleihen geflüchtet war, bezahlte dies seit Monatsanfang mit negativen Anlageergebnissen von über 1 %. Und doch ist die Sorge vor einer Rezession nicht ausgeräumt. Und die würde auch die erstarkten Banken treffen.
Der Anstieg der Energiepreise ist momentan etwas zur Ruhe gekommen. Das weltwirtschaftliche Umfeld bleibt aber schwierig: Die Inflation mindert die Kaufkraft und die höheren Zinsen erschweren Investitionen. Der starke Arbeitsmarkt verhindert derzeit ein Abgleiten in die Rezession. Der Fachkräftemangel und rückläufige neue Jobs könnten aber erste Warnzeichen sein. Ein ganz deutliches Indiz für eine Rezession ist eine inverse Zinskurve. Den letzten acht Rezessionen ging immer eine inverse Zinskurve voraus. Und die ist derzeit so stark wie seit den Achtzigerjahren nicht.
Nicht wenige Börsenbriefe nehmen als Kontraindikator an, dass mit einer Rallye zu rechnen ist. Zwar besteht noch keine Euphorie, aber der Weg dorthin ist auch nicht mehr weit. Bei den Anleihen kommt es erst dann wieder zu attraktiveren Renditeaufschlägen gegenüber Staatsanleihen, wenn eine Rezession eingepreist ist. Auch bei den Aktien könnte dies wieder zu attraktiveren Kaufkursen führen.
Die strengeren Regeln bei der Kreditvergabe zeigen ebenfalls Wirkung – insbesondere auf die kleineren Unternehmen. Gerade die kleineren Unternehmen waren für den Großteil der neu geschaffenen Stellen in den letzten Jahren verantwortlich. Schwächere Arbeitsmarktdaten und ein schwächerer Konsum wären die Folge. Im dritten oder vierten Quartal kann daher durchaus eine Rezession einsetzen.
Mit einem KGV von 18 sind in den USA die Bewertungen noch hoch. Die Rallye an den Märkten wird jedoch nur von wenigen Titeln getragen – bei schwachem Momentum. Wir sehen dies als Warnsignal. Für Anleger bedeutet dies, auf die Qualität von Aktien zu achten, also auf stetige Gewinne, stabile Geschäftsmodelle und Preissetzungsmacht. Bei Staatsanleihen sind noch kürzere Laufzeiten zu bevorzugen.