Technischer Aktien- und Rentenmarktkommentar

für die Woche vom 08. – 12.05.2023

DAX

Der DAX erreichte in der letzten Woche zwischenzeitlich mit 16.012 Punkten ein neues Jahreshoch. Er ging am Freitag mit 15.961 Punkten aus dem Handel. Getrieben wurden die Kurse von Hoffnungen auf ein baldiges Ende der Zinsanhebungen in den USA, da dort die Angst vor einer Rezession stetig zunimmt. Vor allem Technologiewerte, die im S&P 500 hoch gewichtet sind, treiben die Indizes an. Die europäischen Märkte profitieren davon und bauen ihre Gewinne aus. Kann sich der DAX nachhaltig über dem alten Jahreshoch bei 15.922 festsetzen, besteht die Chance auf einen Anstieg des DAX bis 16.075 bzw. 16.230/16.290 Punkten. Was uns weiter fehlt ist eine größere Konsolidierung. Ohne diese dürfte es schwer werden, die genannten Marken auf der Oberseite zu erreichen. Interessant ist, dass sowohl das Momentum wie auch die Bewegungsdynamik weiter sehr schwach ausfallen und die Umsatztätigkeit lediglich durchschnittlich ausfällt. Auf der Unterseite finden sich Unterstützungen bei 15.922 Punkten gefolgt von 15.766 und 15.610 Punkten.

Euro Stoxx 50

Der Euro Stoxx 50 schloss am Freitag bei einem Punktestand von 4.340 Punkten und konsolidierte im Vergleich zur Vorwoche um 0,43 %. Es handelt sich damit um den zweiten Wochenverlust in Folge. In der vergangenen Woche standen die Zentralbankentscheidungen im Mittelpunkt, da Zinserhöhungen darauf hindeuten, dass der Kampf gegen die Inflation noch nicht vorüber ist und weiterhin auf hohem Niveau verbleibt, was sich leicht negativ auf Aktien auswirkte. Europäische Gesundheits- und Technologieaktien entwickelten sich in der Vorwoche am besten, während Energie- und Medienaktien nachgaben. Insbesondere Bildungsanbieter wie Pearson aus dem Mediensektor kamen durch die Sorge unter Druck, dass die aktuellen Entwicklungen im Bereich der Künstlichen Intelligenz ihr Geschäftsmodell beeinträchtigen könnten. Aus charttechnischer Sicht hat sich im Vergleich zur Vorwoche wenig verändert. Der Euro Stoxx 50 kühlt sich weiter ab, was am negativen Momentum und dem fallenden RMI-Indikator erkennbar ist. Auf der Unterseite wurde die erste Unterstützungszone bei der 4.300 Punktemarke sowie die zweite Unterstützungszone bei 4.270 Punkten, die sich aus dem unteren Bollinger-Band sowie der 50-Tage-Linie zusammensetzt, getestet. Trotz einer starken Gegenbewegung am Freitag war ein deutlicher Verkaufsdruck im Markt spürbar, wodurch der Euro Stoxx 50 technisch anfällig für Rücksetzer ist. Diese Woche berichten u. a. ING, Bayer, Deutsche Telekom, RWE, Alstom, Vestas und Allianz. Die am Mittwoch zur Veröffentlichung anstehenden US-Inflationszahlen für April könnten bei negativen Überraschungen auch den europäischen Aktienmarkt beeinflussen.

Dow Jones Industrial

Der Dow Jones verlor in der vergangenen Woche -1,2 %, trotz eines robusten Wochenausklangs. Er schloss bei 33.674 Punkten. Die marktbreiten Indizes S&P 500 und Russell 2000 beendeten die Woche ebenfalls mit Verlusten von -0,8 % bzw. -0,5 %. Die größte Schwäche war im Energie-Sektor (-5,8 %) und bei regionalen Banken (-10,1 %) zu finden, während Technologie aufgrund guter Quartalszahlen von Apple zulegen konnte. Die US-Notenbank erhöhte die Zinsen um 25 Basispunkte auf 5-5,25 % und deutete an, dass baldige Zinssenkungen nicht angemessen erscheinen, was aber die Anleihenmärkte bereits einpreisen. Ein robuster Arbeitsmarktbericht für April unterstützt diese These, auch wenn gute Beschäftigungszahlen der Vorwoche revidiert wurden. Aus unserer Sicht befinden sich die US-Börsen aktuell in einem Spannungsverhältnis zwischen einem kurzfristig unterstützenden und einem mittelfristig ausgereizten Bild. Dies sollte eine dynamische Aufwärtsbewegung zum aktuellen Zeitpunkt unwahrscheinlich machen. Wir sehen deshalb in den nächsten Wochen für den Dow Jones nur Luft bis zu den Verlaufshochs bei 34.310 Punkten bzw. 34.566. Größere Kursgewinne sind aus unserer Sicht aufgrund des unattraktiven mittelfristigen Bilds jedoch nicht zu erwarten. Auf der Unterseite hat der Dow Jones in der vergangenen Woche die 50-Tage-Linie (aktuell bei 33.114 Punkten) und auch die 38-Tage-Linie (aktuell bei 33.251 Punkten) getestet. Diese Unterstützungen haben zunächst gehalten, was aber eher in einer überverkauften Indikatorenlage begründet war. Das mittelfristige Bild bleibt eher wolkenverhangen, negative Divergenzen senden ein ernstzunehmendes Warnsignal und so raten wir Marktteilnehmern positive Tage zu nutzen, um sich defensiver aufzustellen. Wir gehen davon aus, dass die US-Märkte in der zweiten Maihälfte beginnen werden, eine heranziehende Rezession einzupreisen.

Bund-Future

Sowohl Fed wie EZB haben ihren Kurs beibehalten und die Leitzinsen weiter erhöht. Während in den USA wohl bald mit einem Ende der Zinserhöhungen gerechnet wird, dürfte es in der Eurozone noch etwas länger dauern, zumindest wenn man den Kommentaren von EZB-Ratsmitgliedern vertraut. Das erste Problem ist die anhaltend hohe Kerninflation und zweitens die zunehmende Kreditvergabeverknappung, unter der die Investitionstätigkeit leiden dürfte. Die jüngsten US-Arbeitsmarktdaten fielen stärker aus und ließen auch die Renditen am europäischen Rentenmarkt ansteigen. Aktuell notiert der Bund-Future bei 135,69 %-Punkten und liegt genau auf der 38- und 90-Tage-Linie bei 135,73/135,70 %-Punkten. Ein Bruch dieser starken Unterstützung würde den Bund-Future erneut in den lange vorherrschenden Seitwärtskanal zwischen 134,80/133,10 %-Punkten führen. Auf der Oberseite bleibt das Hoch der letzten Tage bei 137,22 %-Punkten das Ziel.

Einschätzung

Auch wenn wir uns wiederholen, so bleiben wir dabei, dass gerade an den europäischen Börsen eine Konsolidierung notwendig wäre, bevor es weiter nach oben geht.

 

Stand: 08. Mai 2023 – Bitte beachten Sie unsere rechtlichen Hinweise.

Dieter Langenbucher

Dieter Langenbucher

Der Diplom-Kaufmann univ. ist seit 2005 Portfoliomanager bei der Fürst Fugger Privatbank Aktiengesellschaft und managt den FFPB MultiTrend Flex und den FFPB Rendite. Zudem ist er Mitglied des Anlageausschusses für institutionelle Mandate. Sein besonderes Interesse gilt der Marktstrategie.

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