Technischer Aktien- und Rentenmarktkommentar

für die Woche vom 05. – 09.06.2023

DAX

Der DAX schloss am Freitag bei 16.051 Punkten und damit rund 400 Punkte über dem Wochentief bei 15.629 Punkten. Vor allem der Streit um eine Anhebung der Schuldenobergrenze in den USA hat die Investoren verunsichert und die Indizes in den USA aber auch in Europa stark belastet. Nachdem sich die Demokraten und Republikaner in beiden Häusern auf eine Anhebung der Schuldenobergrenze einigen konnten, ging es an den Aktienmärkten deutlich aufwärts. Der DAX überwand zudem die 38-Tage-Linie bei aktuell 15.890 Punkten. Bis zum Allzeithoch sind es somit lediglich rund 300 Punkte. Charttechnisch gilt es das Abwärts-Gap vom 24.05. bei 16.153/16.008 Punkten zu schließen. Gegen einen schnellen weiteren Anstieg sprechen hingegen die technischen Indikatoren. Der ADX-Index fällt weiter. Auch das Momentum nimmt zuletzt deutlich ab. Während der Relative Stärke Index RSI erneut zu steigen beginnt, deutet der Trendindikator Stochastik abwärts. Auch der MACD-Indikator liegt unter seiner Signallinie und hat eine abnehmende Tendenz. Wir denken, dass vor der nächsten Sitzung der Fed am 14.06. nur wenig Aufwärtspotential besteht. Solange der DAX sein Tief vom 31.05. bei 15.629 Punkten nicht unterschreitet, bleibt der Aufwärtstrend jedoch intakt.

Euro Stoxx 50

Der Euro Stoxx 50 schloss am Freitag bei einem Punktestand von 4.323 Punkten und fiel im Vergleich zur Vorwoche um 0,32 %. Der europäische Aktienmarkt legte zum Wochenausklang eine positive Gegenbewegung hin. Dies wird vor allem auf Berichte zurückgeführt, dass China Maßnahmen zur Unterstützung seines angeschlagenen Immobiliensektors entwickelt und der jüngste US-Arbeitsmarktbericht möglicherweise einen Grund für die Federal Reserve liefert, weitere Zinserhöhungen zu verzögern. Auf Sektorenebene führten die angedachten Fördermaßnahmen des chinesischen Immobiliensektors zu einer positiven Kursentwicklung bei den zuvor schwächelnden Aktien aus dem Rohstoffbereich. Zu den weiteren Wochengewinnern gehörte der europäische Immobilien- und Einzelhandelssektor mit Kurszuwächsen von 4,21 % und 3,36 %. Im Kontrast dazu zeigten die Aktien aus den defensiven Bereichen Telekommunikation (-3,32 %) und Basiskonsumgüter (-2,44 %) eine weniger beeindruckende Entwicklung. Charttechnisch betrachtet, bewegt sich der Euro Stoxx 50 weiterhin seit Ende April in einer engen Handelsspanne zwischen dem unteren und mittleren Bollinger-Band, die zwischen 4.230 und 4.350 Punkten liegen. Nach der positiven Gegenbewegung am Freitag befindet sich der Euro Stoxx 50 in einer charttechnisch neutralen Ausgangssituation. Auf der Oberseite stellen die 38-Tage-Linie sowie das mittlere Bollinger-Band bei ca. 4.350 Punkten einen Widerstand dar. Auf der Unterseite sollte das untere Bollinger-Band bei 4.230 Punkten erneuten Tests standhalten. Falls nicht, sind Bewegungen bis zum 76,4 % Fibonacci-Retracement bei 4.138 Punkten – wie im März – durchaus wieder möglich. In dieser Woche richten sich die Blicke insbesondere auf die deutsche Industrieproduktion, die am Mittwoch veröffentlicht wird, nachdem sie im März überraschend um 3,4 % fiel.

Dow Jones Industrial

Der Dow Jones legte in der vergangenen Woche um 2 % zu und schloss bei 33.763 Punkten. Besonders gefragt waren Zykliker (+3,3 %) und Immobilienaktien (+3,1 %). Die Erhöhung der Schuldenobergrenze sorgte für die erhoffte Erleichterung an den Aktienmärkten, gleichzeitig ist die Wahrscheinlichkeit für eine Zinspause im Juni gestiegen, obwohl sich Fed-Offizielle nach wie vor für eine weitere Straffung der Geldpolitik aussprechen. Der Arbeitsmarkt ist immer noch stark, mit 339.000 neu geschaffenen Stellen im Mai, trotz eines Anstiegs der Arbeitslosenquote auf 3,7 %. Nachdem die letzten Wochen stark von einer positiven Entwicklung von Technologieaktien dominiert waren, haben in den vergangenen Wochen auch die zuletzt wenig gefragten Sektoren von Kurszuwächsen partizipiert. So auch der Dow Jones, der mustergültig an der 200-Tage-Linie (aktuell bei 32.767 Punkten) Unterstützung gefunden hat und so für einen starken Wochenausklang sorgte. Dadurch ist er dem langfristigen Abwärtstrend, der sich aus den Hochpunkten von Anfang Januar 2022 über Dezember 2022 herleiten lässt, sehr nahe gekommen. Ein Überschreiten wäre ein positives Signal, auch wenn weitere Widerstände unmittelbar höher im Bereich zwischen 34.109-34.350 Punkten liegen. Angesichts der überverkauften Indikatorenlage vieler Sektoren außerhalb des Technologiesektors halten wir ein Erreichen des Widerstands bei 34.856 Punkten für möglich. Aktuell sehen wir sowohl das Abwärts- als auch das Aufwärtspotenzial als limitiert an. Aus unserer Sicht ist es jedoch ratsam eventuelle Stärke in den nächsten Wochen zu einer Reduzierung der Aktienquote zu nutzen.

Bund-Future

Der Bund-Future (Juni-Kontrakt) notiert aktuell bei 134,94 %-Punkten. Aktuell liegt der Bund-Future genau auf seiner wichtigen Unterstützung bestehend aus der 38-Tage- und der 90-Tage-Linie bei 134,93 %-Punkten. Die Renditen von 10-jährigen Bundesanleihen sanken am Freitag deutlich, nachdem zuvor 4 Tage in Folge Kaufinteresse überwogen hatte. Die Wochenperformance war die stärkste seit dem Krisenmonat März. Charttechnisch sollte der Bund-Future nicht unter die vorgenannte wichtige Unterstützungsmarke fallen, da ansonsten mit deutlichen Abgaben 132,96 %-Punkten zu rechnen wäre.

Einschätzung

Nach der Beilegung des Streits um die Schuldenobergrenze waren die Investoren bereit mehr Risiko zu nehmen. Ob dieser Trend anhält, bleibt abzuwarten. Eine Rezession in den USA ist immer noch das wahrscheinlichste Szenario für die kommenden Monate. Dadurch dürften die Unternehmensgewinne unter Druck geraten und die Aktienkurse nachgeben. Bis Klarheit besteht, können risikobewusste Anleger investiert bleiben.

 

Stand: 05. Juni 2023 – Bitte beachten Sie unsere rechtlichen Hinweise.

Christian Curac

Christian Curac

Der zertifizierte Chartered Financial Analyst® (CFA®) ist Mitglied des Fondsmanagement Teams. Bevor er 2019 zu der Fürst Fugger Privatbank Aktiengesellschaft kam, war er als Investment Performance Analyst innerhalb der Allianz SE Gruppe tätig. Er hat einen Bachelor- und Masterabschluss in Volkswirtschaftslehre von der Universität Regensburg.

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