Technischer Aktien- und Rentenmarktkommentar

für die Woche vom 12. – 16.06.2023

DAX

Der DAX schloss am Freitag bei 15.950 Punkten. Damit ging der DAX die Woche nahezu unverändert gegenüber der Vorwoche aus dem Handel. Obwohl das Thema Schuldenobergrenze in den USA vom Tisch ist, nehmen nunmehr sowohl die Angst vor einer Rezession wie auch vor weiteren Zinsanhebungen – auch von der Fed – wieder zu. Dementsprechend belastet dies die Aktienmärkte. In dieser Woche stehen eine Reihe von Zinsentscheidungen an. Neben Fed und EZB wird auch in China und Japan über den geldpolitischen Kurs befunden. In der heutigen Eröffnung erwarten wir trotzdem einen steigenden DAX. Erste Indikationen deuten darauf hin, dass wir über der Marke von 16.000 Punkten eröffnen. Allerdings bedarf es eines starken Triggers, um den DAX Richtung Allzeithoch zu bringen. Charttechnisch gilt es das Abwärts-Gap vom 24.05. bei 16.153/16.008 Punkten zu schließen. Gegen einen schnellen weiteren Anstieg sprechen zusätzlich die technischen Indikatoren. Der ADX-Index fällt weiter. Auch das Momentum nimmt zuletzt deutlich ab. Auch der MACD-Indikator liegt unter seiner Signallinie und hat eine abnehmende Tendenz. Solange der DAX sein Tief vom 31.05. bei 15.629 Punkten nicht unterschreitet, bleibt der Aufwärtstrend jedoch intakt.

Euro Stoxx 50

Der Euro Stoxx 50 schloss am Freitag bei einem Punktestand von 4.290 Punkten und fiel im Vergleich zur Vorwoche um 0,76 %. Wie beim DAX belasten Konjunktursorgen sowie die Angst vor anhaltenden Zinserhöhungen. Hinzu kommt, dass die chinesische Konjunktur zur Schwäche neigt und dies starke Auswirkungen auf die europäische Konjunktur haben könnte. Auf Sektorenebene konnten sowohl Rohstoffe wie auch Energiewerte zulegen. Letztere profitierten von einer Senkung der Fördermenge von Rohöl durch Saudi-Arabien. Auch Aktien aus dem Finanzsektor legten gegen den Trend zu. Die größten Abgaben verzeichneten Aktien aus dem Chemiebereich, da diese von der Verknappung beim Rohöl besonders betroffen sind. Charttechnisch betrachtet, bewegt sich der Euro Stoxx 50 weiterhin seit Ende April in einer engen Handelsspanne zwischen dem unteren und mittleren Bollinger-Band, die zwischen 4.225 und 4.394 Punkten liegen. Der Index befindet sich aktuell in einer neutralen Ausgangssituation. Auf der Oberseite stellen die 38-Tage-Linie sowie das mittlere Bollinger-Band bei ca. 4.330 Punkten einen Widerstand dar. Auf der Unterseite sollte das untere Bollinger-Band bei 4.225 Punkten erneuten Tests standhalten. Falls nicht, sind Bewegungen bis zum 76,4 % Fibonacci-Retracement bei 4.138 Punkten – wie im März – durchaus wieder möglich.

Dow Jones Industrial

Der Dow Jones legte in der vergangenen Woche um 0,3 % zu und schloss bei 33.877 Punkten. Die Musik spielte bei den Small-Caps. Der Russell 2000 erzielte ein Plus von 1,9 %, nachdem er die letzten Wochen jegliche Dynamik verweigert hatte. Der S&P 500 verließ sogar offiziell den Bärenmarkt, nachdem er inzwischen mehr als 20 % über den Oktober-Tiefs notiert. Die Märkte preisen zusehends das Vermeiden einer Rezession ein, was wiederum ein unwahrscheinliches Szenario darstellt, blickt man auf die Historie der Zinsanhebungszyklen. Wir erwarten diese Woche ein volatileres Umfeld als in den Vorwochen, da diese Woche von neuen Inflationszahlen, Notenbanksitzungen der Fed und der EZB und vom Optionsverfall am Freitag geprägt werden sollte. In den USA wird mit einer Zinspause gerechnet, während eine weitere Zinserhöhung im Juli aktuell wahrscheinlich ist. Sollten wir tatsächlich den Bärenmarkt hinter uns gelassen haben, dann wäre ein weiteres wichtiges Indiz hierfür, dass der Dow Jones seinen längerfristigen Abwärtskanal überwinden kann, der sich aus den Verlaufshochs Ende Dezember 2021 bzw. Dezember 2022 herleiten lässt. Am Freitag hat er ziemlich genau an dieser Marke geschlossen. Aus technischer Sicht sehen wir noch etwas Luft für weitere Kursgewinne, das durch gute Makrodaten beflügelt werden könnte. Weitere Widerstände, die nur unmittelbar höher im Bereich zwischen 34.109-34.350 Punkten liegen, sollten jedoch das Aufwärtspotenzial begrenzen. Wir sehen die US-Märkte aktuell als eher überhitzt an und gehen deshalb davon aus, dass der Dow Jones den oben genannten Abwärtstrendkanal nicht nachhaltig überwinden können wird, sondern wieder darunter rutschen wird. Die gute Kursentwicklung der großen Techwerte hat die Marktteilnehmer elektrisiert und sorglos werden lassen, was wiederum die Wahrscheinlichkeit für eine Konsolidierung erhöht. Aus unserer Sicht ist es deshalb ratsam weitere eventuelle Stärke zu einer Reduzierung der Aktienquote zu nutzen.

Bund-Future

Der Bund-Future notiert in der heutigen Eröffnung bei 134,00 %-Punkten. Zum Wochenausklang überwog das Kaufinteresse. Besonders gesucht waren im 10-jährigen Segment italienische Staatsanleihen. Angesichts der hohen Nachfrage sank der Renditeaufschlag gegenüber 10-jährigen Bunds auf den niedrigsten Stand seit Januar. Das charttechnische Bild hat sich mit dem Bruch der ehemaligen Unterstützungszone bestehend aus der 38- sowie 90-Tage-Linie bei 134,80/135,00 %-Punkten verschlechtert. Die nächste Unterstützung liegt bei 132,97 %-Punkten, dem Tief vom letzten Donnerstag.

Einschätzung

Eine Rezession in den USA ist immer noch das wahrscheinlichste Szenario für die kommenden Monate. Dadurch dürften die Unternehmensgewinne unter Druck geraten und die Aktienkurse nachgeben. Bis Klarheit besteht, können risikobewusste Anleger investiert bleiben.

 

Stand: 12. Juni 2023 – Bitte beachten Sie unsere rechtlichen Hinweise.

Dieter Langenbucher

Dieter Langenbucher

Der Diplom-Kaufmann univ. ist seit 2005 Portfoliomanager bei der Fürst Fugger Privatbank Aktiengesellschaft und managt den FFPB MultiTrend Flex und den FFPB Rendite. Zudem ist er Mitglied des Anlageausschusses für institutionelle Mandate. Sein besonderes Interesse gilt der Marktstrategie.

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