Technischer Aktien- und Rentenmarktkommentar

für die Woche vom 19. – 23.06.2023

DAX

Der DAX schloss am Freitag bei 16.358 Punkten. Zwischenzeitlich erzielte der DAX mit 16.427 Punkten ein neues Allzeithoch. Mit dem deutlichen Anstieg in den letzten Tagen hat der DAX seine mehrwöchige Seitwärtstendenz aufgelöst. In der heutigen Eröffnung erwarten wir niedrigere Kurse. Sowohl leichtere Vorgaben von der Wall Street am Freitag wie auch schwache Kurse in Asien heute Morgen sprechen dafür. Vor allem China bereitet zusehends Sorgen. Die schwächelnde Wirtschaft würde weitere Maßnahmen zur Stützung der Konjunktur benötigen, die aber bislang ausbleiben. Dies und der Verkaufsdruck im Chipsektor belasten die asiatischen Aktienmärkte. Nachdem in der letzten Woche die Fed und die EZB ihre Zinsentscheidungen verkündet hatten, ging es an den Börsen steil aufwärts. Ein Grund könnte die weiter abebbende Inflation sein, ein anderer die Hoffnung, dass eine Rezession vermieden werden kann. Wie auch immer, der DAX schloss das Abwärts-Gap vom 24.05. bei 16.153/16.008 Punkten. Damit war der Weg frei Richtung neues Allzeithoch. Die technischen Indikatoren drehten, befinden sich jedoch teilweise im überkauften Bereich. Unterstützung findet der DAX bei 16.153/16.008 Punkten. Auf der Oberseite müsste ein Anstieg über den Schlusskurs vom Freitag bei 16.358 Punkten erfolgen, bevor der DAX das Allzeithoch bei 16.427 Punkten ins Visier nimmt.

Euro Stoxx 50

Der Euro Stoxx 50 schloss am Freitag bei einem Punktestand von 4.395 Punkten und stieg im Vergleich zur Vorwoche um 2,44 %. Die Hoffnung auf ein Ausbleiben der Rezession beflügelte die europäischen Aktien, obwohl die EZB ihren Zinskurs unverändert fortsetzte und die Zinsen um 25 Bp. anhob. Bis auf den Immobiliensektor lagen alle Sektoren im Plus. Wie in der Vorwoche stiegen die Rohstoffwerte stark an, gefolgt von Titeln aus dem Medienbereich. Trotz der EZB-Zinsentscheidung waren auch Finanzwerte unter den Gewinnern. Auf der anderen Seite waren Versicherungstitel nur unterdurchschnittlich gesucht. Charttechnisch betrachtet, bewegt sich der Euro Stoxx 50 weiterhin seit Ende April in einer engen Handelsspanne zwischen dem unteren und mittleren Bollinger-Band, die zwischen 4.225 und 4.394 Punkten liegen. Der Index befindet sich aktuell in einer neutralen Ausgangssituation. Auf der Oberseite stellt das bisherige Jahreshoch vom 19.05. bei 4.413 Punkten einen Widerstand dar. Auf der Unterseite sollte das untere Bollinger-Band bei 4.225 Punkten erneuten Tests standhalten. Falls nicht, sind Bewegungen bis zum 76,4 % Fibonacci-Retracement bei 4.138 Punkten – wie im März – durchaus wieder möglich.

Dow Jones Industrial

Der Dow Jones legte in der vergangenen Woche um 1,2 % zu und schloss bei 34.299 Punkten. Er konnte damit von den beiden Schwergewichten Apple und Microsoft profitieren, die beide ein neues Allzeithoch erzielten. Die größte Dow-Komponente UnitedHealth rutschte hingegen auf das März- Tief. Technologie war der beste Sektor (+4,4 %), gefolgt von Basisrohstoffen (+3,3 %) und zyklischem Konsum (+3,2 %), während der Energie-Sektor konsolidierte (-0,7 %). Letzte Woche legte die US- Notenbank die erwartete Zinspause ein, die Einzelprognosen der Mitglieder zeigt jedoch eine durchschnittliche Erhöhung der Fed-Funds-Rate von 5,1 % auf 5,6 %. Die Marktteilnehmer sehen darin jedoch lediglich „Gerede“, zumal sich US-Notenbankpräsident Powell in der Pressekonferenz wenig strikt zeigte. Die Aktienmärkte gehen klar in Richtung Einpreisen eines Soft-Landings, was wiederum unwahrscheinlich ist, schaut man auf die Historie der bisherigen Zinsanhebungszyklen. Der Dow Jones konnte in der vergangenen Woche seinen Abwärtstrend, der sich seit Januar 2022 etabliert hatte, nach oben überwinden, was als positives Zeichen zu interpretieren ist. Mit einem Intraday-Hoch von 34.574 Punkten in der Vorwoche versuchte er die bisherigen Verlaufshochs des vergangenen Jahres von Anfang Dezember 2022 bei 34.598 Punkten zu überwinden, scheiterte jedoch zunächst. Auch in dieser Woche erwarten wir, dass dem Dow Jones ein Überwinden dieses Levels nicht gelingen wird, da die kurzfristig überhitzte Indikatorenlage eine Konsolidierung in dieser Woche wahrscheinlich macht, die zunächst bis zur 50-Tage-Linie (aktuell bei 33.597 Punkten) gehen könnte. Wir erwarten uns wichtige Hinweise über die Stärke der US-Märkte in dieser Woche. Eine milde Konsolidierung mit geringen Kursverlusten oder gar Seitwärtsbewegung würde für eine Wiederaufnahme des positiven Trends sprechen. Der zunehmende Optimismus seitens der Marktteilnehmer sendet jedoch Warnsignale, dass die Märkte durchaus Luft nach unten haben.

Bund-Future

Der Bund-Future notiert in der heutigen Eröffnung bei 133,02 %-Punkten. Nach vier Tagen Verkaufsdruck überwog bei 10-jährigen Bunds am Freitag das Kaufinteresse, obwohl die Hoffnung auf das Erreichen eines Zinsgipfels im Sommer durch Kommentare aus dem EZB-Rat einen Dämpfer erhielt. Interessant ist, dass der Risikoaufschlag italienischer BTP auf den niedrigsten Stand seit April 2022 fielen. Das charttechnische Bild hat sich mit dem Bruch der ehemaligen Unterstützungszone bestehend aus der 38- sowie 90-Tage-Linie bei 134,70/134,76 %-Punkten verschlechtert. Die nächste Unterstützung liegt bei 132,20/132,18 %-Punkten, den Tiefs vom letzten Donnerstag bzw. Freitag.

Einschätzung

Ob wir eine Rezession in den USA sehen oder nicht, hängt stark davon ab, ob die Straffung der Geldpolitik zu einer Kreditklemme führt oder nicht. Sollte dies der Fall sein, so dürfte dies auch Auswirkungen auf die Aktienmärkte haben. Wir erwarten weiterhin Rücksetzer an den Aktienmärkten und positionieren uns dementsprechend.

 

Stand: 19. Juni 2023 – Bitte beachten Sie unsere rechtlichen Hinweise.

Christian Barth

Christian Barth

Der Diplom-Betriebswirt (FH) und Bankkaufmann ist seit 1998 bei der Fürst Fugger Privatbank Aktiengesellschaft beschäftigt. Im Fondsmanagement verantwortet er drei Dachfonds sowie die Analyse von zahlreichen Aktien-, Renten- und Immobilienmärkten.

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