Technischer Aktien- und Rentenmarktkommentar

für die Woche vom 17. – 21.07.2023

DAX

Die Verluste aus der Vorwoche konnte der DAX in den letzten Tagen fast vollständig aufholen. Er ging bei 16.105 Punkten am Freitag aus dem Handel. Dabei profitierte der DAX von festeren Kursen an der Wall Street. Das technische Bild konnte sich zugleich deutlich aufhellen, nachdem zuletzt sowohl die 38- als auch 90-Tage-Linie nach oben durchbrochen werden konnten. In der heutigen Eröffnung gibt es leichte Gewinnmitnahmen als Reaktion auf schlechte Konjunkturdaten aus China. Zugleich werden die Anleger etwas vorsichtiger, nachdem Projektionen von Volkswirten darauf hindeuten, dass der EZB-Zinsstraffungszyklus noch bis 4 % führen dürfte. Charttechnisch muss der DAX den seit 16.06. kurzfristigen Abwärtstrend bei 16.126 Punkten nach oben auflösen, um weiter Richtung Allzeithoch zu tendieren. Auf der Unterseite finden sich Unterstützungen bei 16.000 sowie 15.948 Punkten. Ein Fall unter die letztgenannte Marke würde der DAX in den nächsten Tagen bis 15.735/15.715 abgleiten lassen.

Euro Stoxx 50

Der Euro Stoxx 50 schloss am Freitag bei einem Punktestand von 4.400 Punkten und stieg im Vergleich zur Vorwoche um 3,87 %. Das ist der größte Wochengewinn seit März. Zum Wochenstart eröffnen die europäischen Börsen jedoch als Reaktion auf die schwachen Wirtschaftsdaten aus China mit Abgaben. Die Sektoren mit einer hohen China-Abhängigkeit wie Luxusgüter und Rohstoffe verzeichneten zum Wochenstart die höchsten Kursrückgänge. In der Vorwoche profitierten die europäischen Börsen, da die US-Inflation nachgelassen hat und damit die Hoffnung geschürt wird, dass die Fed kurz davorsteht, die Zinserhöhungen zu beenden. Charttechnisch betrachtet, ist es erstaunlich zu sehen, wie eng sich der Euro Stoxx 50 innerhalb seiner seit Ende März etablierten Handelsspanne zwischen 4.220 und 4.420 Punkten hält. Innerhalb von drei Monaten oszillierte der Index zwischen der unteren und oberen Handelsgrenze, wohingegen die Intensität in den letzten zwei Wochen höher war. Die üblichen charttechnischen Indikatoren, wie der RMI geben zum Wochenstart wenig Impulse in welche Richtung der Markt in dieser Woche tendieren könnte. Eines verdeutlichen die letzten drei Monate jedoch: Um die Obergrenze bei 4.420 Punkten nachhaltig zu überwinden, ist ein starker fundamentaler Impuls notwendig, um den stets aufkommenden Verkaufsdruck bei diesem hartnäckigen Widerstand zu brechen. In dieser Woche konzentrieren sich die Anleger auf die Berichtssaison, wobei heute der erste wichtige Tag der Berichterstattung ist, der zeigen wird, ob Gewinne und Margen dem wirtschaftlichen Gegenwind und der nachlassenden Verbrauchernachfrage standhalten können. Es berichten zahlreiche europäische Unternehmen aus dem Euro Stoxx 600 Universum in dieser Woche. Zu den wichtigsten Namen gehören SAP, Novartis und ASML.

Dow Jones Industrial

Der Dow Jones legte in der vergangenen Woche um 2,3 % zu. Er schloss bei 34.509 Punkten. Die Aufwärtsbewegung war breit angelegt, alle 11 Sektoren des S&P 500 konnten Kursgewinne erzielen. Die Aktienmärkte preisen zusehends die Vermeidung einer Rezession ein und nur noch eine Zinserhöhung der US-Notenbank in der nächsten Woche. Befeuert wurde die positive Kursentwicklung durch eine Inflationsrate von 3 % im Jahresvergleich, was den geringsten Anstieg seit März 2021 bedeutet. Die Kernrate schwächte sich auf einen Anstieg von 4,8 % ab, nach 5,3 % noch im Mai. Die Renditen an den Anleihemärkten fielen daraufhin deutlich. Die Abschwächung der Inflationsrate deutet aus unserer Sicht darauf hin, dass der US-Konsument zusehends durch die Zinserhöhungen unter Druck kommt. Die Berichtssaison startete am Freitag. Die über den Erwartungen liegenden Quartalszahlen wurden bei den Banken (JP Morgen, Wells Fargo, Citigroup) nach einer zunächst positiven Reaktion, abverkauft. Der Dow Titel United Healthcare reagierte positiv auf die Quartalszahlen. Er war bereits im Vorfeld der Veröffentlichung unter Druck gewesen. Der Dow Jones testete mit einem Intraday-Wochenhoch von 34.627 Punkten die Verlaufshochs von Anfang Dezember 2022 und von Mitte Februar 2023. Wir sehen den Dow Jones und die US-Märkte insgesamt als weitgehend technisch überhitzt an und gehen deshalb nicht davon aus, dass er den Sprung über das Verlaufshoch von Ende März 2022 bei 35.267 Punkten schaffen kann. Dieses Kursziel scheint aus kurzfristiger Sicht noch möglich, etwa durch positive Reaktionen auf Quartalsergebnisse. Demzufolge halten wir das Aufwärtspotenzial aktuell für sehr begrenzt und rechnen mit einem schwierigeren Marktumfeld in der zweiten Julihälfte. Für den Dow Jones bedeutet das, dass es zu einem Test des Aufwärtstrends, der sich seit Oktober etabliert hat, kommen sollte. Aktuell verläuft dieser im Bereich von 33.477 Punkten. Angesichts einer überhitzten Markttechnik erwarten wir, dass es zum Bruch kommt und zu einem Test der nur wenig darunterliegenden 200-Tage-Linie (aktuell bei 33.248 Punkten). Perspektivisch rechnen wir auch mit einem Bruch dieser Linie. Insofern empfehlen wir Marktteilnehmern eventuelle festere Kurse erneut für Gewinnmitnahmen zu nutzen.

Bund-Future

Der Bund-Future bewegte sich zu Wochenbeginn im Bereich der Tiefstände aus dem März bei 130,30 %-Punkten sowie der Unterstützung bei 130,61 %-Punkten. Ab Mittwoch kam es zu einer technischen Gegenbewegung, die den Bund-Future bis 132,81 %-Punkten ansteigen ließ. In der heutigen Eröffnung notiert der Bund-Future auf Schlusskursniveau vom Freitag. Die weitere Entwicklung hängt auch stark davon ab, wie weit der Zinsstraffungszyklus der EZB fortgeführt wird. Die heute beginnende EZB-Konferenz zu Zentral-, Ost- und Südosteuropa könnte dazu Aufschluss geben.

Einschätzung

Die Volatilität an den Aktienmärkten hält an. Wir erhoffen uns von Aussagen der Notenbanken weitere Aufschlüsse zu möglichen Rezessionsgefahren und wie weit der Zinsstraffungszyklus führen wird. Wir bleiben deshalb neutral gewichtet.

 

Stand: 17. Juli 2023 – Bitte beachten Sie unsere rechtlichen Hinweise.

Christian Curac

Christian Curac

Der zertifizierte Chartered Financial Analyst® (CFA®) ist Mitglied des Fondsmanagement Teams. Bevor er 2019 zu der Fürst Fugger Privatbank Aktiengesellschaft kam, war er als Investment Performance Analyst innerhalb der Allianz SE Gruppe tätig. Er hat einen Bachelor- und Masterabschluss in Volkswirtschaftslehre von der Universität Regensburg.

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