Die Kehrseite der rückläufigen Inflation

Aufmerksamkeit verlagert sich: von Inflation auf Rezession

Gingen die meisten Marktbeobachter bislang davon aus, dass uns eine erhöhte Inflation noch länger begleiten würde, sind seit kurzem andere Signale wahrnehmbar. Besonders die Inflationsdaten aus Spanien lassen aufhorchen: Im Juni lag die Teuerung der Verbraucherpreise dort nur noch bei 1,9 %, also sogar unter dem Inflationsziel der EZB. Auch die Kerninflation sank von 6,1 auf 5,9 %.

In den USA liegt die Inflation aktuell bei 4 % und auch die monatlichen Steigerungsraten senden Entspannungssignale – im Mai etwa nur noch 0,1 %. Für uns ist das ein Trend, der anhalten dürfte. Vor allem die Energiepreise sind drastisch gesunken. Aber auch zahlreiche Sonderfaktoren beginnen, sich zu normalisieren. Ein Beispiel sind die infolge der Lieferengpässe stark gestiegenen Gebrauchtwagenpreise.

Grundsätzlich wären dies alles gute Nachrichten. Es gibt da aber eine Kehrseite: Die Entspannung bei den Preissteigerungen ist die Folge einer sich zunehmend abkühlenden Konjunktur. Beispielsweise ist der vielbeachtete Einkaufsmanagerindex des verarbeitenden Gewerbes in den USA zu Monatsbeginn deutlich schwächer ausgefallen. Dies deutet auf eine nahende Konjunkturabschwächung hin. Ausgenommen ist lediglich der Dienstleistungssektor.

Auch in Europa verdichten sich die Anzeichen einer nachgebenden Konjunktur. So habe der ZEW-Index zuletzt sowohl für Deutschland als auch für Europa eine verschlechterte Wirtschaftsstimmung gemessen. Wir sehen das als eine erwartbare Entwicklung im Zuge der Inflationsbekämpfung: Die Abkühlung der Wirtschaft ist letztlich der Preis für eine restriktivere Geldpolitik.

Aktuell sind die Märkte noch recht stark auf das Thema Inflation fixiert. Das wird sich jedoch ändern: Im Laufe der Sommermonate dürfte sich die Aufmerksamkeit verlagern: weg von der Inflationsangst, hin zur Rezessionsangst. Sollten sich im Verlauf der nächsten Monate die konjunkturellen Vorzeichen stärker eintrüben, dann wird dies auch an den Aktienmärkten ein Thema werden. Dabei zeigen sich die Aktienmärkte derzeit bemerkenswert widerstandsfähig. Wir setzen daher weiter auf Aktien, wenn auch mit klarer Ausrichtung: Für die kommenden Monate empfehlen wir, den Aktienanteil eher defensiv auszurichten und vor allem auf Titel mit hoher Qualität, guten Bilanzen und niedrigen Bewertungen setzen.

Foto Marko Behring

Marko Behring

Leiter Asset Management. Nach seinem Studium der Betriebswirtschafslehre und einer Tätigkeit bei einem Hamburger Bankhaus trat er 2011 in die Fürst Fugger Privatbank ein. Er ist Teil des Managementgremiums des FFPB Global Flex und des FFPB Konservativ und zudem verantwortlich für die Verwaltung von Spezialmandaten.

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