Hält der Optimismus über den Sommer an?
Weltweit verschlechtern sich zunehmend die Konjunkturaussichten: Die internationalen Einkaufsmanagerindizes sind vermehrt rückläufig und auch die jüngsten Wirtschaftszahlen der langjährigen Wachstumslokomotive China lagen erneut unter den Erwartungen. Gleichzeitig wollen, bzw. müssen, die Zentralbanken ihren Kampf gegen die Inflation weiterführen. Umso mehr überrascht daher, dass sich die Aktienmärkte derzeit von diesem schwierigen wirtschaftlichen Ausblick abzukoppeln scheinen.
Dabei dürften die überraschend positiven Inflationsdaten aus den USA eine Rolle spielen: Die Hoffnung auf eine allmähliche Entspannung bei Inflation und Zinsen überlagert offenbar die schwächer werdenden Fundamentaldaten. Die anrollende Berichtssaison für das zweite Quartal könnte der Aktienrallye sogar zusätzlichen Auftrieb verleihen. Die starken Unternehmenszahlen der US-Großbanken JPMorgan und Wells Fargo bereits zum Auftakt der Berichtssaison haben jedenfalls schon Optimismus verbreitet.
Eine Folge der guten Stimmung an den Aktienmärkten ist aber, dass auch die Privatinvestoren immer optimistischer werden. Die Konsequenz sind mittlerweile hohe Investitionsquoten. Die wiederum sind nicht unproblematisch. Eine Studie der American Association of Individual Investors mahnt für die USA bereits zur Vorsicht: Demnach könnte der hohe Anteil an Optimisten gegenüber Pessimisten ein Kontraindikator sein. Im Sommer ist jedenfalls mit zwischenzeitlichen Abwärtsbewegungen zu rechnen. Und es gibt noch mehr Gründe für die kurzfristige Zurückhaltung: Etwa ein historisch schwächeres drittes Quartal oder interessante Geldmarktrenditen als Alternative zu Aktien und Unternehmensanleihen. Hinzu kommen hohe Bewertungen und eine gewisse Sorglosigkeit der Anleger.
Grundsätzlich befinden sich die Aktienmärkte jedoch in einem ruhigen Fahrwasser. Die genannten Negativpunkte sind bekannt und werden nicht mehr als dramatisch angesehen. Auch das charttechnische Bild hat sich deutlich verbessert. Anleger sollten daher weiter auf eine breite Diversifikation mit Fokus auf Qualitätstiteln mit starken Bilanzen und weniger konjunktursensitiven Geschäftsmodellen setzen. Das traditionell schwache dritte Quartal lässt sich gut zum Einstieg oder Nachkaufen bei Aktien nutzen.