Technischer Aktien- und Rentenmarktkommentar

für die Woche vom 31.07. – 04.08.2023

DAX

Nach den Zinsentscheiden der Fed am Mittwoch sowie der EZB am Donnerstag ging es mit den Kursen am deutschen Aktienmarkt deutlich bergauf. Der DAX schloss die Woche mit einem neuen Allzeithoch bei 16.469 Punkten. Auf Wochensicht konnte der DAX um rund 300 Punkte zulegen. Die Aussichten auf weiter ansteigende Kurse sind auch in dieser Woche gut. Vor allem die positiven Vorgaben der Wall Street, aber auch heute Morgen von den asiatischen Börsen stimmen positiv. Nachdem sich die chinesische Wirtschaft anhaltend schwach zeigt, wird von den Markteilnehmern mit Stimuli von Seiten der Regierung gerechnet. Daraufhin ging es heute mit den Kursen stärker nach oben. Dies sorgte auch für freundliche Kurse an den japanischen Börsen. Lediglich die Markttechnik spricht gegen einen ungebremsten weiteren Anstieg. Der RSI ist deutlich überkauft und das Momentum nimmt erneut ab. In der heutigen Eröffnung werden wir unverändert starten. Nachdem wir uns mittlerweile in einem unergründeten Bereich befinden, gibt es auf der Oberseite keine Zielmarken – lediglich Projektionen sind möglich. Daraus ergeben sich auf der Oberseite als nächste Ziele 16.499 sowie 16.592 Punkte. Gute Supports finden sich bei 16.315 gefolgt von 16.222 Punkten.

Euro Stoxx 50

Der Euro Stoxx 50 schloss am Freitag bei einem Punktestand von 4.466 Punkten und stieg im Vergleich zur Vorwoche um 1,71 %. Europäische Aktien konnten somit seit drei Wochen zulegen. Dies geschah in der bisher aktivsten Phase der Gewinnberichtssaison. Sinkende Inflationszahlen in Europa sowie solide Unternehmensgewinne trieben den Euro Stoxx 50 auf den höchsten Indexstand seit 2008. Charttechnisch betrachtet, hat es der Euro Stoxx 50 geschafft, aus seiner monatelangen Handelsspanne zwischen 4.220 und 4.420 Punkten auszubrechen. Die positiven Inflationszahlen und Unternehmensgewinne kombiniert mit zurückhaltenden Zentralbankaussagen lieferten den für den Ausbruch notwendigen Impuls. Auf Sektorenebene schnitten der Chemie-, Konsumgüter- und Bankensektor besonders gut ab. Versorgungs- und Energieunternehmen hinkten dagegen dem Gesamtmarkt hinterher. Die gängigen technischen Indikatoren deuten darauf hin, dass die Aufwärtsdynamik noch anhalten könnte. Trotz dieser positiven Anzeichen bleiben die wirtschaftlichen Bedingungen im Rahmen steigender Zinsen und Rezessionssorgen angespannt. Rücksetzer bis auf die zuvor durchbrochene obere Grenze der Handelsspanne bei 4.420 Punkten sind daher nicht auszuschließen. In dieser Woche veröffentlichen u. a. folgende Unternehmen ihre Quartalszahlen: Adidas, BMW, Deutsche Post, HSBC, Infineon und Lufthansa.

Dow Jones Industrial

Der Dow Jones schloss am Freitag 0,5 % höher bei 35.459 Punkten. Für den marktbreiten S&P 500 Index ging es um 0,99 % auf 4.582 Zähler nach oben. Auf Wochensicht verbuchten alle drei Indizes Gewinne, wobei der Nasdaq 100 mit einem Plus von 2,1 % am besten abschnitt. Nachdem am letzten Mittwoch die Fed wie erwartet zum elften Mal die Zinsen anhob, herrschte unter den Marktteilnehmern große Zuversicht darüber, dass der Zinsgipfel erreicht sein dürfte. Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, dass Aktien aus dem investitions- und finanzierungsabhängigen Technologiesektor besonders sensibel reagieren. Auch die Entspannung bei den Inflationsdaten trägt zur guten Stimmung bei. Sollte kein überraschender erneuter Anstieg bei den Inflationsdaten über die Sommermonate erfolgen, dürfte die Fed eine Zinserhöhungspause einlegen und ihr Augenmerk vermehrt den Konjunkturdaten zuwenden. Kurzfristig werden die Kurse neben den Konjunkturdaten vor allem von der aktuell laufenden Quartalsberichtssaison bestimmt. Bislang haben in etwa die Hälfte der im S&P 500 enthaltenen Unternehmen ihre Zahlen vorgelegt. Sowohl bei den Umsatz- wie auch Gewinnzahlen lagen die Berichte mehrheitlich über den Erwartungen. Nachdem die US-Börsen nunmehr die dritte Woche in Folge im Plus schlossen, stellt sich die Frage nach einer Konsolidierung. Wie schon bei anderen Indizes auch, ist der RSI im überkauften Bereich. Auch das Momentum lässt leicht nach. Positiv stimmt jedoch die Marktbreite. Etwas mehr als 70 % der im Dow Jones notierten Aktien notieren über der 200-Tage-Linie. Der Schlusskurs vom Freitag bei 35.459 Punkten entspricht unserem Ziel aus der Vorwoche. Hier befindet sich das Hoch vom 21.04.2022 bei 35.492 Punkten. Ein nachhaltiger Anstieg über diese Marke lässt Spielraum bis 37.000 Punkten.

Bund-Future

Am europäischen Rentenmarkt gaben Bundesanleihen am Freitag so stark nach wie seit drei Wochen nicht mehr als Reaktion auf den erneuten Zinsschritt der EZB. Nachdem Frau Lagarde die weiteren Zinsentscheidungen stark datenbasiert treffen will, preisen die Geldmärkte noch zwei Zinsschritte um jeweils 0,25 % bis zum Jahresende ein. Der Bund-Future fiel als Reaktion darauf aus seiner bislang gültigen Seitwärtsrange zwischen der 38-Tage-Linie bei 133,15 %-Punkten und der 90-Tage-Linie bei 134,34 %-Punkten nach unten. Zugleich steigen die Aktienmärkte von einem Hoch zum nächsten, was die Rentenmärkte ebenfalls belastet.

Einschätzung

Nach den Notenbanksitzungen ist vor der nächsten Sitzung, könnte man salopp sagen. Obwohl aktuell keine weiteren Anhebungen von Seite der Fed erwartet werden, ließ Fed-Präsident Powell die Türe für weitere Zinsschritte offen, stark abhängig von der Entwicklung der Inflation. Somit scheint der Weg für neue Allzeithochs (DAX und Dow) quasi frei, wenn nicht der starke Anstieg der letzten Wochen einer Konsolidierung bedarf. Zugleich darf nicht vergessen werden, dass die vor uns liegenden Börsenmonate eher zu den schlechter performenden Zeiträumen gehören. Sollte es zu einer stärkeren Korrektur kommen, könnte dies eine Gelegenheit sein, Bestände aufzubauen.

 

Stand: 31. Juli 2023 – Bitte beachten Sie unsere rechtlichen Hinweise.

Christian Barth

Christian Barth

Der Diplom-Betriebswirt (FH) und Bankkaufmann ist seit 1998 bei der Fürst Fugger Privatbank Aktiengesellschaft beschäftigt. Im Fondsmanagement verantwortet er drei Dachfonds sowie die Analyse von zahlreichen Aktien-, Renten- und Immobilienmärkten.

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