Technischer Aktien- und Rentenmarktkommentar

für die Woche vom 16. – 20.10.2023

DAX

Eine weitere volatile Handelswoche liegt hinter uns. Der DAX schloss bei 15.186 Punkten und lag damit lediglich um 0,3 % leichter als in der Vorwoche. Allerdings liegen zwischen dem Wochenhoch und dem Tief mehr als 400 Punkte und deuten auf ein vorsichtiges Agieren der Anleger hin. Der Konflikt zwischen Israel und der Hamas könnte sich noch mehr ausweiten, so dass die aktuell rückläufige Inflation durch den Anstieg der Ölpreise erneut anziehen könnte und die Notenbanken nochmals einen Zinsschritt nach oben vornehmen könnten. In der heutigen Eröffnung geben die Kurse als Reaktion auf die schwächeren Vorgaben der Wall Street sowie den asiatischen Märkten erneut nach. Ein Test des Tiefs vom 4.10. bei 14.948 Punkten ist nicht unwahrscheinlich. Auf der Oberseite muss der starke Widerstand bestehend aus den 38-/200-Tage-Linien bei 15.560/15.640 Punkten überwunden werden, um das Chartbild etwas freundlicher gestalten zu können. Auftrieb für die Kurse könnten von der gerade begonnenen US-Quartalsberichtssaison kommen.

Euro Stoxx 50

Der Euro Stoxx 50 schloss am Freitag bei einem Punktestand von 4.136 Punkten und fiel im Vergleich zur Vorwoche marginal um 0,02 %. Zu Beginn der vergangenen Woche zeigten die europäischen Börsen eine Erholung, da die Anleihenrenditen sanken. Diese Gewinne wurden jedoch am Donnerstag wieder abgegeben, nachdem die veröffentlichten Inflationsdaten aus den USA höher als erwartet ausfielen. Die Befürchtungen einer weiteren restriktiven Geldpolitik haben sich dadurch erneut verstärkt. Auf Sektorenebene konnte vergangene Woche aufgrund der geopolitischen Spannungen der europäische Ölsektor mit einem Zuwachs von 6,13 % kräftig profitieren. Die europäischen Versorger konnten nach einer langen Durststrecke in der letzten Woche um 3,40 % zulegen. Auf der Verliererseite fanden sich der Einzelhandelssektor (-4,35 %) und der Reisesektor (-2,24 %). Der Euro Stoxx 50 bewegt sich derzeit in einem Abwärtstrend, der schon einige Wochen andauert, und näherte sich vergangene Woche kurzfristig der oberen Widerstandlinie bei ca. 4.220 Punkten. Auf der Unterseite konnte die Unterstützungslinie bei dem 61,8 % Fibonacci-Retracement bei 4.062 Punkten halten. Das Kaufinteresse am unteren Rand konnte den Euro Stoxx 50 in der Mitte des aktuellen Schwankungsbands (4.062 und 4.229 Punkten) stabilisieren. Kurzfristig prognostizieren wir auf Basis der Charttechnik eine Seitwärtsbewegung innerhalb des etablierten Schwankungsbands. Mittelfristig erscheint es unter Berücksichtigung saisonaler Faktoren wahrscheinlich, dass die Gewinnaussichten im letzten Quartal des Jahres eine positivere Tendenz aufweisen werden. Die Berichtssaison für das dritte Quartal nimmt in dieser Woche Fahrt auf. Aus dem Euro Stoxx 50 Universum berichten in dieser Woche ASML, Deutsche Börse, SAP Nordea und Nokia.

Dow Jones Industrial

Der Dow Jones erzielte in der vergangenen Woche Kursgewinne von 0,8 %. Er schloss bei 33.670 Punkten. Qualitätstitel waren erneut gefragt, während spekulativere kleinere Unternehmen schwach waren (Russell 2000: -1,5 %). Die unsichere Lage im Nahen Osten führte zu sinkenden Renditen der US-Staatsanleihen, die Renditen der 10-jährigen US-Staatsanleihen gingen um 15 Basispunkte auf 4,63 % im Wochenverlauf zurück, obwohl eine Auktion neuer Staatsanleihen sehr schwach ausfiel und zu steigenden Renditen am Donnerstag führte. Technisch ausgerichtete Marktteilnehmer begannen Positionen in Aktien aufzubauen, angesichts überverkaufter Indikatoren. Dies wurde unterstützt durch gute Quartalsergebnisse von Banken (JP Morgen, Citigroup, Wells Fargo) aber auch von United Health, dem höchstgewichteten Dow-Titel. In der vergangenen Woche testete der Dow Jones 4-mal die Unterseite der 200-Tage-Linie (aktuell bei 33.856 Punkten), ohne jedoch darüber schließen zu können. Aus unserer Sicht sollte der Sprung in der zweiten Oktoberhälfte gelingen, denn aus technischer Sicht sind die Märkte nach wie vor attraktiv und signalisieren eine investierbare Rallye, die vor der Tür steht. Die letzte Woche zeigte sich schon volatil, die neue Woche könnte noch volatiler werden, was wir begrüßen würden, denn dies könnte für den lange erwarteten Ausverkauf sorgen. Ein mögliches Szenario für diese Woche wäre ein Retest der Tiefststände von Anfang Oktober bei 32.825 Punkten bzw. 32.539 Punkten (Tief von Ende Mai 2023). In diesem Bereich liegt eine wichtige Unterstützung, die sich bereits während des gesamten Jahresverlaufs als wirksam gezeigt hat. Bei einer Zuspitzung des Konflikts könnte der Dow auch schnell bei 31.450 Punkten landen, dies wäre aber unser absolutes Worst-Case-Szenario. Wir würden spätestens beim Erreichen dieser Niveaus eine gute Chance für den Zukauf von Positionen sehen, da die Konsolidierungsphase im Dow Jones nach wie vor sehr fortgeschritten ist, auch wenn die unsichere Lage im Nahen Osten nochmal für eine Konsolidierungswoche sorgen könnte und eben auch für den Volatilitätsspike, der letzten Endes noch für ein gutes Kaufsignal fehlt.

Bund-Future

Der Bund-Future profitierte zum Wochenschluss von Kaufinteresse. Angesichts der Nahost-Krise setzte erneut Flucht in Staatsanleihen ein, die Rendite 10-jähriger Bundesanleihen sank um rund 15 Bp. und somit so stark wie zuletzt im Juni. Negative Ausnahme stellten italienische Staatsanleihen dar. Der Bund-Future konnte sich in den letzten Tagen von den Tiefständen vom 04.10. bei 126,62 %-Punkten deutlich nach oben lösen. Allerdings besteht der Abwärtstrend unverändert fort. Erst ein Anstieg über die 38-Tage-Linie bei rund 130 %-Punkten würde das Chartbild etwas aufhellen.

Einschätzung

Aufgrund geopolitischer Risiken und ansteigender Ölpreise, die den Inflationsdruck aufrechterhalten, handeln die Akteure an den Aktien- und Rentenmärkten derzeit sehr zurückhaltend. Die aktuellen Stabilisierungsversuche scheinen noch nicht zu greifen, weshalb wir eine defensivere Positionierung empfehlen.

 

Stand: 16. Oktober 2023 – Bitte beachten Sie unsere rechtlichen Hinweise.

Dieter Langenbucher

Dieter Langenbucher

Der Diplom-Kaufmann univ. ist seit 2005 Portfoliomanager bei der Fürst Fugger Privatbank Aktiengesellschaft und managt den FFPB MultiTrend Flex und den FFPB Rendite. Zudem ist er Mitglied des Anlageausschusses für institutionelle Mandate. Sein besonderes Interesse gilt der Marktstrategie.

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