Zinssenkung wohl erst in der zweiten Jahreshälfte 2024
Zu Beginn des vierten Quartals hat die EZB erst kürzlich ihre kurzfristigen Wachstumsprognosen für die Eurozone nach unten korrigiert. Zwar sind in einigen Mitgliedsstaaten die Einkaufsmanagerindizes zuletzt etwas gestiegen, insgesamt deuten sie jedoch immer noch auf eine rückläufige Geschäftsaktivität hin. Jüngste Zahlen zeigen zudem, dass der Rückgang der Inflation ins Stocken geraten ist.
Dies dürfte auch einer der Gründe für die letzte Zinsanhebung der EZB um 25 Basispunkte sein – trotz klarer Rezessionssignale aus der Eurozone. Nicht zuletzt der starke Anstieg der Ölpreise dürfte ein wesentlicher Treiber für die erneute Zinserhöhung gewesen sein. Mit der Entspannung am Rohölmarkt scheint es erst einmal vorbei zu sein. Angesichts des drohenden Krieges im Nahen Osten glauben auch nicht wenige Analysten, dass die Ölpreise noch weiter anziehen könnten. Steigt der Ölpreis weiter, dann erhöht sich erneut der Druck auf die Inflation und das Wachstum. Dieses Szenario würde den Zentralbanken neue Schwierigkeiten bereiten.
Beides, Zinsentscheidungen und das wirtschaftliche Umfeld, hatten im dritten Quartal einen erheblichen Einfluss auf die Performance festverzinslicher Wertpapiere. Steigende Renditen der Staatsanleihen der Eurozone führten zu einer negativen Performance.
In Summe scheint sich die Politik der Zentralbanken als wirksam zu erweisen. Die Inflation wird zwar noch länger über 2 % liegen und damit in den Augen der EZB zu hoch sein. Dennoch glauben wir, dass sich die Zinssätze ihrem Höhepunkt nähern. Vielleicht haben sie ihn sogar schon erreicht. Tatsächlich hat die EZB signalisiert, dass der Leitzins wohl über einen längeren Zeitraum unverändert bleiben soll. Auch die Stimmung an den Rentenmärkten passt zu dieser Aussage. Es muss jedoch allen klar sein, dass eine erste Zinssenkung erst im zweiten Halbjahr 2024 zu erwarten ist. Aktuell ist eine sanfte Landung der Wirtschaft in der Eurozone das wahrscheinlichste Szenario – nur nicht in Deutschland, denn das befindet sich mitten in einer Rezession.
Für Anleger scheinen in diesem weiterhin unsicheren wirtschaftlichen Umfeld mit hoher Zinsvolatilität Anleihen im Vergleich attraktiver als Aktien zu sein – jedenfalls kurzfristig. Angesichts der schwachen Konjunktur empfehlen wir, Investment-Grade-Anleihen den Hochzinsanleihen vorzuziehen. Mit ihnen lassen sich potenziell attraktive Renditen erzielen. Und sollte der Straffungszyklus wirklich zu Ende gehen, werden auch Anleihen mit längeren Laufzeiten interessanter.