Technischer Aktien- und Rentenmarktkommentar

für die Woche vom 23. – 27.10.2023

DAX

Zum Handelsschluss am Freitag gab der DAX erneut stark nach, nachdem es bis zur Wochenmitte eher danach aussah, als könnte sich der Index oberhalb der zumindest psychologisch wichtigen Marke von 15.000 Punkten stabilisieren. Der DAX ging bei 14.798 Punkten am Freitag aus dem Handel. Dies bedeutet auf Wochensicht ein Minus von 2,67 % und seit Monatsanfang verliert der DAX sogar 3,82 %. Die Vorgaben für den Wochenstart sind gemischt. Während es an den asiatischen Börsen zu Verlusten kommt, welche aber vor allem mit China zu tun haben, steigen die Futures für die wichtigsten US-Indizes leicht, während diese in Europa eher unverändert sind. Damit könnten sich die europäischen Indizes zumindest in der heutigen Eröffnung stabilisieren. Dies ist angesichts der angeschlagenen Charttechnik auch nötig. Der DAX bewegt sich seit dem Hoch am 31.07. bei 16.528 Punkten in einem Abwärtstrendkanal. Mit dem Schlusskurs vom Freitag hat er genau auf der unteren Kanalbegrenzung bei 14.779 Punkten gestoppt. Diese Marke zusammen mit dem 61,8 % Fibonacci-Retracement bei 14.815 Punkten bildet eine starke Unterstützungszone, welche nicht unterschritten werden darf. Ansonsten kann der DAX bis zum 50 % Fibonacci-Retracement bei 14.396 Punkten abrutschen. Auf der Oberseite gilt es zuerst das Gap bei 15.045/14.872 vom letzten Freitag zu schließen. Sollte es dem DAX gelingen, sich oberhalb der 15.000 Punktemarke zu stabilisieren, so besteht Hoffnung darauf, dass zumindest vorerst der Abwärtstrend gestoppt wurde.

Euro Stoxx 50

Der Euro Stoxx 50 schloss am Freitag bei einem Punktestand von 4.024 Punkten und fiel im Vergleich zur Vorwoche um 2,71 %. Europäische Aktienmärkte erlebten letzte Woche einen Ausverkauf, bedingt durch die eskalierenden geopolitischen Spannungen im Nahen Osten und dem damit verbundenen Anstieg der Öl- und Gaspreise. Auf Sektorenebene gab es nur Verlierer. Der Basiskonsumgütersektor (-0,19 %) sowie der Ölsektor (-1,07 %) zeigten die geringsten Verluste. Dem höchsten Verkaufsdruck musste der europäische Rohstoffsektor (-6,12 %) sowie der Immobiliensektor (-5,68 %) standhalten. Charttechnisch betrachtet, hat der Euro Stoxx 50 seinen Abwärtstrend durch den Bruch einer weiteren wichtigen charttechnischen Marke untermauert. Die wichtige Unterstützungslinie bei dem 61,8 % Fibonacci-Retracement bei 4.062 Punkten konnte nicht halten, sodass als nächste Unterstützungsmarke das Intraday-Tief bei 3.980 Punkten vom 20. März 2023 in den Vordergrund rückt. An diesem Punkt wurde die Trendwende für den Bullenmarkt ab März eingeleitet. Charttechnische Indikatoren, wie Momentum und Stochastik, liefern aktuell ein mustergültiges Verkaufssignal, sodass der Verkaufsdruck weiterhin hoch bleiben kann. Fundamental betrachtet, ist in dieser Woche der EZB-Zinsentscheid am Donnerstag von hoher Relevanz. Es sieht danach aus, dass das aktuelle Leitzinsniveau beibehalten wird, da sich bereits ökonomische Bremsspuren durch die restriktive Geldpolitik in Europa erkennen lassen. In dieser Woche berichten aus dem Euro Stoxx 50 die nachfolgenden Unternehmen ihre Quartalsergebnisse: UniCredit, Banco Santander, BNP, TotalEnergies, Iberdrola, Eni sowie die deutschen Autobauer Mercedes und VW.

Dow Jones Industrial

Der Dow Jones konsolidierte in der vergangenen Woche um 1,6 %. Er schloss bei 33.127 Punkten. Die Unsicherheit im Nahen Osten belastete die US-Märkte stärker und führte auch zu steigenden Zinsen, was zusätzlich Druck auf die Märkte ausübte. Die Renditen für 10-jährige US-Staatsanleihen sprangen erstmals über 5 %, ehe sie die Woche bei 4,92 % beendeten und signalisieren so eine weitere Straffung der Finanzkonditionen, ohne dass die US-Notenbank eingreifen musste. Nur die Sektoren „nichtzyklischer Konsum“ und Energie konnten Kursgewinne erzielen. Mit Procter & Gamble, American Express und Travelers veröffentlichten drei Dow Komponenten ihre Quartalsergebnisse. Bei Amex führte dies zu Kursverlusten, bei Procter erfolgte zunächst eine positive Reaktion. Die beste Reaktion der bekannten Unternehmen auf die Quartalszahlen zeigte Netflix. Die Konsolidierung in der vergangenen Woche brachte den Dow Jones nahe an den Unterstützungsbereich, der sich aus den Tiefstständen von Anfang Oktober bei 32.825 Punkten bzw. 32.539 Punkten (Tief von Ende Mai 2023) herleiten lässt. Dieser Bereich hat sich bereits während des gesamten Jahresverlaufs als wirksam erwiesen und angesichts überverkaufter Indikatoren könnte diese Unterstützung auch diesmal halten und eine Gegenbewegung nach oben einleiten. Andererseits könnte ein Bruch dieser wichtigen Unterstützung für den noch fehlenden Ausverkauf sorgen, etwa durch eine Zuspitzung des Konflikts im Nahen Osten. Dann könnte der Dow auch schnell bei 31.450 Punkten landen, dies wäre aber unser absolutes Worst-Case-Szenario. Die immer noch nicht sonderlich hohe Volatilität signalisiert, dass man dieses Szenario mit ins Kalkül ziehen muss, auch wenn viele Indikatoren auf eine Bodenbildung hindeuten. Wir würden spätestens beim Erreichen dieser Niveaus eine gute Chance für den Zukauf von Positionen sehen, da die Konsolidierungsphase im Dow Jones nach wie vor sehr fortgeschritten ist, auch wenn der Ausverkauf noch fehlt. Die nächsten Widerstände sind neben dem Bereich bei 34.023/34.030 Punkten auch die 200-Tage-Linie (aktuell bei 33.846 Punkten). Aus unserer Sicht sollte der Sprung über diese Marke im November gelingen, denn aus technischer Sicht sind die Märkte nach wir vor attraktiv und signalisieren eine investierbare Rallye, die vor der Tür steht.

Bund-Future

Im Blickfeld liegt die EZB-Sitzung am kommenden Donnerstag. Wir erwarten keine Beschlüsse, sodass die Zinssorgen zumindest nicht weiter zunehmen sollten. Dennoch ist es zu früh für eine Entwarnung und auf nachhaltige Kursgewinne am Rentenmarkt zu setzen. Denn das technische Bild des Bund-Futures bleibt stark getrübt. Trotz der leichten Entspannung zum Wochenschluss, geht es in der heutigen Eröffnung erneut nach unten, sodass ein Test des Kontrakttiefs bei 126,62 %-Punkten nicht ausgeschlossen werden kann. Ein Anstieg über die 21-Tage-Linie bei 128,36 %-Punkten würde das Chartbild leicht aufhellen.

Einschätzung

Aktuell ist es besser sich das Geschehen an den Märkten von der Seitenlinie aus anzusehen. Dennoch könnte es zu einer Jahresendrallye kommen, da die Messlatte der Anleger für positive Überraschungen niedrig sein dürfte. Impulse könnten von der gerade laufenden Berichtssaison zum dritten Quartal 2023 ausgehen.

 

Stand: 23. Oktober 2023 – Bitte beachten Sie unsere rechtlichen Hinweise.

Christian Barth

Christian Barth

Der Diplom-Betriebswirt (FH) und Bankkaufmann ist seit 1998 bei der Fürst Fugger Privatbank Aktiengesellschaft beschäftigt. Im Fondsmanagement verantwortet er drei Dachfonds sowie die Analyse von zahlreichen Aktien-, Renten- und Immobilienmärkten.

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