Technischer Aktien- und Rentenmarktkommentar

für die Woche vom 22. – 26.01.2024

DAX

Der DAX gab in der letzten Woche um 150 Punkte nach. Damit kommt er weiterhin charttechnisch nicht von der Stelle. Kurzfristig sah es sogar danach aus, als würde die Stimmung an den Kapitalmärkten sich ins Negative drehen, dann drehte das Sentiment erneut, vor allem mit positiven Vorgaben von der Wall Street. Diese schloss die letzte Handelswoche sogar auf Allzeithochs, so dass wir zumindest für den heutigen Tag mit stärker steigenden Kursen rechnen können. Auch aus Asien und hier vor allem aus Japan kommen positive Nachrichten, wohingegen sich der Abwärtstrend an den chinesischen Märkten fortsetzt. Von Interesse ist diese Woche sicherlich die EZB-Sitzung am Donnerstag. Hier werden weitere Hinweise über eine mögliche erste Zinssenkung erwartet. Allerdings gehen wir davon aus, dass die EZB bemüht sein dürfte, die allzu großen Erwartungen der Marktteilnehmer einzudämmen. Charttechnisch hat der DAX unser erstes Konsolidierungsziel (38-Tage-Linie bei aktuell 16.577 Punkten) gut abgearbeitet. Bis zur EZB-Sitzung erwarten wir kein Unterschreiten der Marke. Auf der Oberseite könnte der DAX im Rahmen einer technischen Gegenbewegung bis 16.839 Punkte (Hoch vom 11.01.) ansteigen. Die technischen Indikatoren deuten ebenfalls auf einen Anstieg hin.

Euro Stoxx 50

Der Euro Stoxx 50 schloss die Handelswoche am Freitag bei 4.448 Punkten ab und verzeichnete damit im Vergleich zur Vorwoche einen Kursrückgang von 0,71 %. Die europäischen Börsen starten negativ ins Jahr 2024, da die Stimmung aufgrund der Unsicherheit in Bezug auf die EZB-Politik zurückhaltend bleibt. Es besteht die berechtigte Sorge, dass die Rallye, die Ende 2023 durch Hoffnungen auf Zinssenkungen angeheizt wurde, möglicherweise verfrüht war. Zudem bleiben geopolitische Risiken bestehen. Auf Sektorenebene zeigte sich der europäische Reise- und Freizeitsektor mit einem Zuwachs von 5,61 % sehr robust, sowie der Technologiesektor, der 2,51 % zulegen konnte. Auf der Verliererseite befanden sich die zinssensitiven Sektoren, wie der Immobilien- und Versorgersektor, die jeweils 4,67 % bzw. 3,43 % nachgaben. Das charttechnische Bild des Euro Stoxx 50 bleibt ausgewogen, da wichtige charttechnische Marken auf der Unterseite gehalten werden konnten, darunter die 50-Tage-Linie bei 4.428 Punkten sowie das 76,4 % Fibonacci-Retracement bei 4.447 Punkten. Für den weiteren charttechnischen Verlauf des Euro Stoxx 50 wird diese Handelswoche aufgrund des Starts der europäischen Berichtssaison, der EZB-Tagung am Donnerstag sowie der Veröffentlichung wirtschaftlicher Daten wie der Eurozonen PMIs und dem ifo Geschäftsklimaindex von sehr hoher Relevanz sein. Unter den europäischen Unternehmen, die in dieser Woche ihre Quartalszahlen veröffentlichen werden, befinden sich unter anderem SAP, ASML, LVMH, Sartorius und Volvo.

Dow Jones Industrial

Der Dow Jones legte in der vergangenen Woche um 0,7 % zu. Er schloss bei 37.864 Punkten, auf einem neuen Allzeithoch. Stark waren Halbleiter, die um 8 % zulegen konnten. Small Caps, der Russell 2000, konsolidierten hingegen leicht um 0,3 %. Die Renditen der US-Staatsanleihen mit 10-jähriger Laufzeit zogen auf 4,15 % an, nachdem die Konjunkturdaten diese Woche überwiegend besser als erwartet ausfielen. Nach einem schwachen Wochenauftakt des NY Empire State Manufacturing Index, waren Arbeitsmarktzahlen, Einzelhandelsumsätze und Baubeginne für Dezember und Konsumentenvertrauen allesamt besser als erwartet. Die Wahrscheinlichkeit für eine Zinssenkung im März rutschte auf 45 %. Die Seitwärtsbewegung des Dow Jones seit Mitte Dezember scheint sich zunächst nach oben aufzulösen. Inzwischen nimmt der Dow Jones Kurs auf die 38.000er Marke. Die Chance, dass er dieses Level in dieser Woche erstmals erreicht, stehen gut, denn aus unserer Sicht hat er technischen Rückenwind durch die kurzfristig überverkaufte Indikatorenlage. Dennoch halten wir das Aufwärtspotenzial aktuell für eher begrenzt. Sollte der Dow Jones aus dieser guten Ausgangsbasis nur geringe Kursgewinne erzielen, dann würden wir dies als erstes Warnzeichen einer weiteren Momentumabschwächung ansehen. Wir empfehlen Anlegern diese Stärke dann zu nutzen, um Gewinne zu sichern, denn aus technischer Sicht dürfte klar sein, dass der Dow Jones die überhitzten Indikatoren nach einer so guten Rallye vom Oktober-Tief insgesamt noch nicht abgebaut hat. Die nächste Unterstützung sehen wir in der 38-Tage-Linie, die aktuell bei 37.121 Punkten verläuft, gefolgt vom bisherigen Allzeithoch von Anfang 2022 bei 36.954 Punkten. Diese Unterstützung sollte im Februar wieder relevant werden und längere Zeit relevant bleiben, im weiteren Verlauf eventuell als Widerstand, sollte der Dow Jones diese Marke unterschreiten.

Bund-Future

Mit ihren jüngsten Äußerungen auf dem Treffen in Davos haben die Notenbanker die allzu hohen Erwartungen der Marktteilnehmer auf den Boden der Tatsachen geholt. Die Rendite der 10-jährigen Bundesanleihen fiel im Zuge der Euphorie über schnelle Zinssenkungen am 27.12.23 auf 1,89 % und stieg bis zum Handelsschluss am Freitag auf 2,34 % und dies in nicht einmal vier Wochen! Dementsprechend ging es mit dem Bund-Future ebenfalls deutlich Richtung Süden. Dieser gab von 138,84 %-Punkten auf 134,00 %-Punkten am vergangenen Freitag nach. Im Vorfeld der am Donnerstag stattfindenden ersten EZB-Sitzung im Jahr 2024 bleibt die Spannung erhalten. Der Bund-Future kann heute um 42 Basispunkte zulegen und notiert aktuell auf dem Niveau vom 08.12.23. Sollte die Gegenbewegung weiter anhalten, ist das erste Kursziel die 38-Tage-Linie bei 135,47 %-Punkten.

Einschätzung

Die Märkte bewegen sich weiter im Konsolidierungsmodus, mit Ausnahme des japanischen Aktienmarktes, der mittlerweile auf dem Niveau wie zuletzt im Jahr 1990 notiert. Der japanische Markt profitiert von der anhaltend schwachen Währung. Neben den bekannten wirtschaftlichen Risiken sehen wir die Gefahr einer Eskalation im Nahen Osten zunehmen. Eine deutliche Absage baldiger Leitzinsmaßnahmen könnte die Marktstimmung empfindlich treffen

 

Stand: 22. Januar 2024 – Bitte beachten Sie unsere rechtlichen Hinweise.

Weltkarte
Christian Curac

Christian Curac

Der zertifizierte Chartered Financial Analyst® (CFA®) ist Mitglied des Fondsmanagement Teams. Bevor er 2019 zu der Fürst Fugger Privatbank Aktiengesellschaft kam, war er als Investment Performance Analyst innerhalb der Allianz SE Gruppe tätig. Er hat einen Bachelor- und Masterabschluss in Volkswirtschaftslehre von der Universität Regensburg.

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