Technischer Aktien- und Rentenmarktkommentar

für die Woche vom 29.01. – 02.02.2024

DAX

Der DAX stieg in der letzten Woche um mehr als 400 Punkte an und beendete die Woche bei 16.961 Punkten. Dabei sah es bis Mittwoch nicht danach aus, als ob der DAX aus seiner Seitwärtsrange nach oben ausbrechen könnte. Für Rückenwind sorgte einmal mehr die unverändert robuste US-Konjunktur. So wuchs die US-Wirtschaft im vierten Quartal um 3,3 % auf Jahresbasis. Diese Entwicklung steht im Gegensatz zu den anhaltend schwachen Daten aus der Eurozone. Unterstützung erfuhr der deutsche Aktienmarkt von der EZB, den Leitzins unverändert zu belassen. Allerdings gab es keine Hinweise auf den Zeitpunkt einer ersten Zinssenkung. Die Aktienmärkte profitierten in den letzten Tagen vor allem von der in Gang gekommenen Berichtssaison. Scheinbar konzentrieren sich die Anleger aktuell mehr auf die Gewinnzahlen der Unternehmen als auf die teils zu hohen Zinssenkungserwartungen. Bislang hat der Markt Positivüberraschungen lediglich zur Kenntnis genommen und kaum darauf reagiert, allerdings hat sich dies zuletzt geändert. Die Kursreaktionen sind groß in beide Richtungen. Sowohl in den USA wie auch der Eurozone stehen diese Woche eine Reihe von Zahlen vor der Veröffentlichung. In Summe dürften die Positivüberraschungen überwiegen. Allerdings erwarten wir davon keine überbordende Marktreaktion nach oben, da der Markt dies bereits in den letzten Tagen eingepreist hat. Nach der starken Performance der letzten Tage erwarten wir eine leichte Konsolidierung. Ein Test des Hochs vom 11.01. bei 16.839 Punkten halten wir für denkbar. Auf der Oberseite stellt das bisherige Allzeithoch bei 17.003 Punkten eine schwer zu überwindende Hürde dar.

Euro Stoxx 50

Der Euro Stoxx 50 schloss die Handelswoche am Freitag bei 4.635 Punkten ab und verzeichnete damit im Vergleich zur Vorwoche einen starken Kursanstieg von 4,20 %. Für diesen Kuranstieg waren insbesondere zwei Indexschwergewichte verantwortlich. LVMH und ASML überraschten mit deutlich höher als erwarteten Quartalszahlen, die ein Kursfeuerwerk auslösten. Die EZB hat am vergangenen Donnerstag die Leitzinsen unverändert gelassen, und die Äußerungen der Präsidentin Christine Lagarde, dass Kürzungen etwa ab Mitte 2024 beginnen könnten, wurde von den Märkten als Zeichen aufgefasst, dass frühere Maßnahmen durchaus möglich sind. Charttechnisch betrachtet, hat der Euro Stoxx 50 die überfällige Abkühlungsphase der vergangenen Wochen dazu genutzt, die hartnäckige Widerstandszone bei 4.470 Punkten in einem Zug zu überwinden und die Handelswoche auf dem höchsten Indexstand seit März 2001 abzuschließen. Ein nachhaltiger Verbleib auf den neuen Höchstständen würde wiederum ein prozyklisches Kaufsignal generieren und Anschlusskäufe begünstigen. Auf der Unterseite sollte die ehemalige Widerstandzone bei 4.470 Punkten eine charttechnisch begründete Unterstützungszone bilden. Fundamental betrachtet, erwartet uns eine sehr ereignisvolle Handelswoche. Sowohl in Europa als auch in den USA berichten einige Indexschwergewichte. In Europa rücken dabei u. a. in den Fokus: Philips, Novo Nordisk, Novartis, Roche, BNP, Ferrari und Deutsche Bank. In den USA stehen u. a. Berichte von Pfizer, Microsoft, Starbucks, Alphabet, Mastercard und Apple im Mittelpunkt des Interesses. Zudem findet der Zinsentscheid der Fed am Mittwoch statt.

Dow Jones Industrial

Der Dow Jones erzielte in der vergangenen Woche Kursgewinne von 0,6 %. Er schloss bei 38.109 Punkten, erstmals über der 38.000 Punkte-Marke und damit auf einem neuen Allzeithoch. Der Dow Jones Titel Microsoft konnte erstmals eine Marktkapitalisierung von über 3 Billionen US-Dollar erreichen. Auf Sektorenbasis konnte Energie (+5,2 %) und Kommunikations-Dienstleistungen (+4,5 %) besonders profitieren, während zyklische Aktien im Schnitt 1,4 % verloren, nachdem Tesla nach Veröffentlichung der Quartalsergebnisse in der Handelswoche um 13,6 % einbrach. Die Quartalszahlen waren gemischt, positive Überraschungen gab es bei Netflix, Procter & Gamble, Verizon und American Airlines, während Halbleiter-Aktien eher abverkauft wurden (Intel, KLA Tencor). Dies wurde von neusten Zahlen über das Wachstum kompensiert, wonach die US-Wirtschaft im vierten Quartal um 3,3 % gewachsen ist, statt wie erwartet lediglich um 2 %. Aus technischer Sicht betritt der Dow Jones mit dem Erreichen eines neuen Allzeithochs Neuland. Wird dieses nach einem Zeitraum von mehr als 12 Monaten erreicht, ist es statistisch gesehen ein gutes Zeichen und lässt mittelfristig weitere Kursgewinne erwarten. Auch in dieser Woche sehen wir noch Rückenwind für weitere Kursgewinne, die allerdings eher mager ausfallen könnten, denn wir sehen den guten Kursanstieg seit Ende Oktober noch nicht als final bereinigt an. In dieser Woche könnte sich der Dow Jones an dem kurzfristigen Aufwärtstrend, der sich seit Ende Dezember etabliert hat, entlang hangeln. Er verläuft derzeit unter diesem Trendkanal, dessen obere Begrenzung bei 38.278 Punkten verläuft. Positive Quartalszahlen diese Woche sollten für Investoren eine gute Gelegenheit für Gewinnmitnahmen darstellen. Trotz der besseren Partizipation des breiten Marktes in der Vorwoche sehen wir eine Abschwächung des Momentums. Die nächste Unterstützung sehen wir bei der 38-Tage-Linie, die aktuell bei 37.402 Punkten verläuft, gefolgt vom bisherigen Allzeithoch von Anfang 2022 bei 36.954 Punkten. Diese Unterstützung sollte im Februar wieder relevant werden und längere Zeit relevant bleiben, im weiteren Verlauf eventuell als Widerstand, sollte der Dow Jones diese Marke unterschreiten.

Bund-Future

Die Volatilität an den Rentenmärkten bleibt anhaltend hoch. Nachdem der Bund-Future in den letzten Tagen mehr oder weniger seitwärts tendierte, nimmt er in der heutigen Eröffnung erneut den Weg Richtung Norden. Wir sehen den erneuten Anstieg als Reaktion auf den halbherzigen Versuch der EZB sich gegen die Zinssenkungsspekulationen am Markt zu positionieren. Der Bund-Future könnte in einer ersten Bewegung bis zum Hoch vom vergangenen Freitag bei 135,02 %-Punkten ansteigen. Darüber wäre ein Anstieg bis zur 38-Tage-Linie bei 135,72 %-Punkten möglich. Schwache Wachstumszahlen in der Eurozone und vor allem in Deutschland sowie die tendenziell fallende Inflation sprechen aktuell gegen einen weiteren Renditeanstieg und somit für steigende Kurse beim Bund-Future.

Einschätzung

Die Aktienmärkte konnten zuletzt aus ihrer Seitwärtsbewegung ausbrechen und deutlich nach oben tendieren. Dafür verantwortlich war die laufende Quartalsberichtssaison der Unternehmen, welche bislang in Summe positiv überrascht. Wir denken, dass die weiteren Erwartungen in den Kursen bereits eingepreist sind und gehen daher kurzfristig von einer möglichen Konsolidierung aus.

 

Stand: 29. Januar 2024 – Bitte beachten Sie unsere rechtlichen Hinweise.

Weltkarte
Dieter Langenbucher

Dieter Langenbucher

Der Diplom-Kaufmann univ. ist seit 2005 Portfoliomanager bei der Fürst Fugger Privatbank Aktiengesellschaft und managt den FFPB MultiTrend Flex und den FFPB Rendite. Zudem ist er Mitglied des Anlageausschusses für institutionelle Mandate. Sein besonderes Interesse gilt der Marktstrategie.

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