Aktuelle Markteinschätzung und Entwicklung unserer Depots

Kommentar

Das Auftreten von Corona hatte für die Weltbörsen nur geringe Relevanz, solange die Ausbreitung auf China begrenzt war und dort drastische eindämmende Maßnahmen zügig zu wirken begannen. Erst der dramatische Anstieg der Infizierten außerhalb von China schockiert die Aktienmärkte. Nach Auskunft der WHO handele es sich zwar nicht um eine weltumspannende Pandemie, die plötzliche Zunahme der Infektionsfälle in Iran, Italien und Südkorea sei aber „zutiefst besorgniserregend“. Nicht nur, dass das Virus mit dem Ausbruch in Italien quasi vor unserer Haustüre grassiert, besorgt die Anleger, sondern auch die noch immer nicht vollständig abzuschätzenden konjunkturellen Auswirkungen. Deswegen kam es Ende Februar zu einem Einbruch der Märkte, vor allem in Europa.

Der virusbedingte temporäre Einbruch von Konjunktur und Rohstoffnachfrage in den betroffenen Regionen begünstigte auch den drastischen Preisverfall von Rohöl. Hier befindet sich der Markt bereits seit Anfang Januar im Korrekturmodus, am Wochenende kollabierten die Preise jedoch. Rohöl brach von Freitag auf Montag in den Handelsspitzen über 30 % ein, ehe es sich wieder erholte. Auslöser für diesen Kursrutsch ist (wie schon 2015) eine Auseinandersetzung zwischen der OPEC und Russland um Preise und Fördermengen.

Im weiteren Jahresverlauf können diese günstigen Rohölpreise jedoch eine gute Stütze für die weltweite Konjunktur werden. Die gesunkenen Energiekosten sind für viele Unternehmen ein teilweiser Ausgleich für coronabedingte Umsatzrückgänge, insbesondere in China mit etwa einem Fünftel der weltweiten Ölnachfrage. Die Geschehnisse in China strahlen wegen des großen Anteils an der globalen Wirtschaftsleistung sehr stark auf die gesamte Weltwirtschaft aus. Das gilt jetzt coronabedingt auf dem Weg nach unten, aber später für eine Erholungsphase genauso wieder nach oben.

Wir beobachten die sich zuspitzende Lage bereits seit Ausbruch der zu Beginn nur auf China begrenzten Viruserkrankung. Als sich die Meldungen über zunehmende Fallzahlen auch außerhalb Chinas häuften, haben wir begonnen, unsere aktienorientierten Fondsstrategien deutlich defensiver aufzustellen. So haben wir durch den Einsatz von Put-Optionen, Verkauf von Index-Futures aber auch den Einsatz von typischen Fluchtanlagen wie Gold das Risiko rechtzeitig minimiert. Unsere Investoren haben deshalb deutlich geringere Kursverluste als zum Beispiel der DAX erlitten.

Auch in unseren Vermögensverwaltungslösungen im Private Banking haben wir uns durch hoch gewichtete Goldpositionen und eine bereits ab Januar eingeleitete Umschichtung in Anleihentitel mit guter Bonität breit diversifizierend aufgestellt.

Auf dem jetzt erreichten Niveau – und noch mehr, sollte nochmals ein Rücksetzer dazukommen – beginnen aus unserer Sicht unter Risiko-Ertrags-Gesichtspunkten wieder die Chancen zu überwiegen. Die Börsen haben einen der dynamischsten Kurseinbrüche der letzten 30 Jahre hinter sich, bei dem sich unsere Portfolios als recht robust erwiesen haben. Das wahrscheinlichste Szenario geht davon aus, dass die Weltwirtschaft ein rezessiv geprägtes Halbjahr erleben wird und danach, spätestens im Jahr 2021, in eine Nachholphase eintritt. Sobald sich dieser Trendverlauf bestätigt, was bereits im 3. Quartal 2020 der Fall sein sollte, werden die Aktienmärkte der positiven Situation in 2021 genauso vorgreifen, wie sie jetzt die möglichen Risiken aus der Kombination Corona und Öl vorweggenommen haben. Deshalb haben wir die Korrektur für selektive Zukäufe genutzt und die Aktienquote in den offensiveren Portfolios wieder etwas erhöht. Dies setzen wir fort, wenn sich weitere Kaufgelegenheiten bieten.

Jochen Hagen

Jochen Hagen

Mitglied des Vorstands, verantwortlich für die Bereiche Marktfolge Aktiv und Passiv, Organisation/IT, Risikocontrolling, Compliance, Marketing und Personal. Nach dem Studium der Verwaltungswissenschaften und einer Tätigkeit als Unternehmensberater trat er 1997 in die Fürst Fugger Privatbank ein und war seither in vielen Bereichen der Bank in leitender Stellung tätig.

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