China und Taiwan – ein alter Konflikt betritt die Weltbühne

Wie schnell will das Reich der Mitte Fakten schaffen?

Der Konflikt zwischen China und Taiwan reicht zurück bis ins Jahr 1949, als wichtige chinesische Politiker sich auf die Insel zurückzogen und sich von der Volksrepublik China unabhängig erklärten. Die vertritt eine Ein-China-Politik, mit dem erklärten Ziel, Taiwan wieder „nachhause“ zu holen.

Entsprechend verärgert sei China über den Besuch von Nancy Pelosi, der Sprecherin des US-Repräsentantenhauses, bestätigt Norbert Frey, Leiter Fondsmanagement der Fürst Fugger Privatbank: „Pelosi ist formal die dritthöchste Politikerin in den Vereinigten Staaten und dies war der ranghöchste Besuch aus den USA seit 25 Jahren. China war darüber äußerst verstimmt und hat dies auch gezeigt.“

So habe das chinesische Außenministerium mitteilen lassen, dass es im Besuch Pelosis „eine ernsthafte Verletzung der Souveränität und territorialen Integrität Chinas“ sehe – und habe ein riesiges Manöver vor der Küste Taiwans gestartet. Nicht wenige würden Chinas Großmanöver als Auftakt zur Rückholung Taiwans in die Volksrepublik deuten, zumal es nicht, wie erwartet, beendet worden sei. Anders Norbert Frey: „Aktuell halten wir das Risiko einer ernsthaften militärischen Intervention Chinas für gering“, erklärt er. Dies habe unter anderem mit den im vierten Quartal 2022 anstehenden Wahlen auf dem Nationalen Parteitag zu tun. Er gibt jedoch zu bedenken, dass das Thema damit nicht vom Tisch sei: „Die chinesische Führung denkt langfristig: Spätestens zum 100. Jahrestag der Staatsgründung wird sie ihre Ein-China-Politik umgesetzt haben wollen – also spätestens in 27 Jahren. Das klingt länger als es ist.“

Zunächst dürfte China jedoch eine Phase der Stabilität anstreben, um nach den Lockdowns wieder eine gesunde Dynamik in die Konjunktur zu bringen. Zwar dürfte der Ton zwischen China und den USA rauer werden, China sei jedoch bestrebt, seine exportlastige Wirtschaft nicht erneut zu beeinträchtigen und das Wachstum nicht weiter negativ zu beeinflussen. Derzeit sei nicht nur China, sondern die ganze Welt auf Lieferung von Qualitätschips aus Taiwan angewiesen. „Kommen die Lieferketten erneut ins Stottern, weil die taiwanesischen Chips ausfallen, hätte dies massive Auswirkungen auf die globale Konjunktur. Das wäre nicht im Interesse Chinas“, ist Norbert Frey überzeugt.

Für Anleger seien dabei vor allem folgende Punkte interessant: „China wird daran arbeiten, die Abhängigkeit von Importen in strategischen Bereichen wie etwa Technologiekomponenten (Halbleiter) und Energie weiter zu verringern. Der Ausbau der heimischen Produktion steht auf der Wirtschaftsagenda der chinesischen Regierung ganz weit oben und bekommt weiter politische Unterstützung.“ Dies könnte dem Inlandsaktiensegment der China A-Shares weiteren Rückenwind verleihen, meint Frey: „Aus der Portfolioperspektive bietet China aktuell Zugang zu einem Markt ohne Rezessionsgefahren, mit relativ attraktiven Bewertungen und einem langfristigen Wachstumspfad.“

Norbert Frey

Norbert Frey

Leiter Fondsmanagement. Nach dem Studium der Wirtschaftswissenschaften war er bei Banken und Versicherungen tätig und verfügt über eine mehr als 30-jährige Berufserfahrung.

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