Technischer Aktien- und Rentenmarktkommentar

für die Woche vom 24. – 28. Februar 2020

DAX

Der Kursverlauf an den internationalen Aktienmärkten in den letzten Wochen war zuletzt nur schwer erklärbar. Auf der einen Seite standen die aktuellen Konjunkturdaten diametral den Kursverläufen entgegen. Auf der anderen Seite wurden die Folgen des Coronaviruses für die Weltwirtschaft scheinbar stark unterschätzt. Sowohl der IWF als auch die chinesische Regierung sprechen mittlerweile von einer massiven Belastung für Chinas Wirtschaft. Das dortige BIP dürfte in einer Größenordnung von einem halben Prozent beeinträchtigt sein. Dies allein hätte schon Auswirkungen auf das globale BIP, aber China ist sowohl einer der wichtigsten Absatzmärkte wie auch einer der wichtigsten Produzenten für Vorprodukte westlicher Produzenten. Und nicht zuletzt sorgen wohl psychologische Gründe dafür, dass es an den Aktienmärkten in der heutigen Eröffnung zu starken Abgaben kommt. Auch die Charttechnik trägt dazu bei. Nachdem es in der letzten Woche nicht gelang sich oberhalb der seit Mai 2019 bestehenden oberen Begrenzungslinie (aktuell bei 13.755 Punkten) festzusetzen, ging es beim DAX sukzessive mit den Kursen nach unten. In der heutigen Eröffnung wurden die Supports bei 13.600, 13.445 sowie 13.335 Punkten in einem Zug unterschritten. Damit hat sich das Chartbild stark eingetrübt, mit weiteren Abgaben bis 12.975 bzw. 12.625 Punkten sollte gerechnet werden. Auf der Oberseite würde ein Anstieg über 13.300/13.235 einen DAX-Zwischenanstieg bis 13.400 oder 13.500 (Gap) Punkten ermöglichen.

Euro Stoxx 50

Der Euro Stoxx 50 ging am Freitag mit einem Punktestand von 3.800 Punkten aus dem Handel und blieb auf Wochensicht nahezu unverändert. Trotz eines guten Wochenstarts trübte sich ab der Wochenmitte die Stimmung und hatte weltweit Kursabschläge zur Folge, da die konjunkturellen Folgen des nach wie vor grassierenden Coronaviruses wieder in den Mittelpunkt rückten. Charttechnisch befindet sich der Euro Stoxx 50 noch im Aufwärtstrendkanal und konnte vergangene Woche auf Schlusskursbasis sogar das Hoch aus dem März 2015 bei 3.836 Punkten überwinden, jedoch nicht lange verteidigen. Im außerbörslichen Handel am Freitag konnte der Euro Stoxx 50 noch knapp über die 20-Tage-Linie Unterstützung finden, die jedoch in Anbetracht der sehr weiten Bollinger-Bänder fragil erscheint und zum Handelsstart bereits durchbrochen wurde. Korrekturen über die 100-Tage-Linie heraus sollten daher nicht überraschend sein. In einem bullishen Szenario bleibt als technischer Widerstand die 3.836 Punktemarke bestehen, die jedoch in Anbetracht des heftigen Abverkaufs zum Wochenstart in die Ferne rückt. Aus der fundamentalen Perspektive hat diese Woche bis auf den Ifo-Index und eine sich abklingende Bilanzsaison (Bayer, BASF und Munich Re) auf den ersten Blick wenig zu bieten.

Dow Jones Industrial

Der Dow Jones gab in der vergangenen Woche -1,38 % ab. Er beendete die Handelswoche bei 28.992 Punkten. Der Dow Jones konnte seine Rekordjagd letzte Woche nicht mehr weiterführen. Überraschend schwache Markit Einkaufsmanagerindex-Daten für den Dienstleistungssektor (von 53,4 Punkte auf 49,4 Punkte gefallen) und eine Umsatzwarnung von Apple aufgrund des Coronaviruses nährten die Sorgen einer nahenden Konjunkturabkühlung und holten den Dow Jones auf den Boden der Tatsachen zurück. Die angestrebte 30.000 Punktemarke rückt erstmal in die Ferne, bleibt jedoch nicht unerreichbar, da der Aufwärtstrendkanal noch nicht verlassen wurde. Die Sorge vor weiteren Umsatzwarnungen sorgt unserer Meinung nach für einen berechtigte Anstieg der Volatilität. In einem Aufwärtsszenario bildet das Allzeithoch bei 29.568 Punkten eine hartnäckige Barriere. In einem Abwärtsszenario sind Korrekturen aus unserer Sicht bis zu der technischen Auffanglinie bei dem 100-Tage-Durchschnitt bei 28.000 Punkten durchaus möglich. Ein Rückgang unter die 28.000 Punktemarke trübt das technische Kurspotential deutlich ein.

Bund-Future

Der Bund-Future notiert aktuell bei 175,74 Punkten und damit im Wochenvergleich höher. Auslöser hierfür könnte die Risikoaversion aufgrund der Ausbreitung des Coronavirus sein. Das technische Bild bleibt freundlich. Die nächsten Widerstände befinden sich bei 176,16 und 176,73 Punkten. Auf der Unterseite lokalisieren wir Haltemarken bei 175,42, 174,51, 174,08 und 173,72 Punkten.

Einschätzung

Bereits in unserem letzten Aktienmarktkommentar hielten wir die Wahrscheinlichkeit für weitere Kursanstieg für gering. Nach zuletzt überraschend negativen Konjunkturdaten aus den USA sowie der immer stärkeren Verbreitung des Coronaviruses weltweit setzen die Anleger verstärkt auf sichere „Häfen“ wie Renten oder Gold. Sollten die oben genannten Chartmarken als Unterstützung halten, würden wir eine neutrale bis leicht erhöhte Aktienquote als vertretbar ansehen. Falls nicht, würden wir die Aktienquote kurzzeitig reduzieren.

Stand: 24. Februar 2020 – Bitte beachten Sie unsere rechtlichen Hinweise.

Gemälde GL-Saal
Norbert Frey

Norbert Frey

Leiter Fondsmanagement. Nach dem Studium der Wirtschaftswissenschaften war er bei Banken und Versicherungen tätig und verfügt über eine mehr als 30-jährige Berufserfahrung.

News­letter

Möchten Sie mehr über unsere Leistungen erfahren? Melden Sie sich für unseren Newsletter an:

Anmelden

Wählen Sie Ihre Newsletter

Datenschutz*

Die mit * gekennzeichneten Felder sind Pflichtfelder.

Dies könnte Sie auch interessieren:

Aktien

Technischer Aktien- und Rentenmarktkommentar

Christian Curac
Christian Curac
17. Februar 2020

Aktien

Technischer Aktien- und Rentenmarktkommentar

Christian Barth
Christian Barth
10. Februar 2020

Aktien

Technischer Aktien- und Rentenmarktkommentar

Dieter Langenbucher
Dieter Langenbucher
3. Februar 2020