Technischer Aktien- und Rentenmarktkommentar

für die Woche vom 30.03. – 03.04.2020

DAX

Angesichts der Dynamik und Dramatik, welche die Corona-Pandemie mittlerweile aufweist, ist es erstaunlich, dass der DAX die letzte Woche mit einem Plus von 7,9 % abschloss. Zusätzlich belastend wirken die sich deutlich verschlechternden Konjunkturdaten aus. Als Erklärung dafür bleibt nur eine These. Die Anleger setzen darauf, dass die Notenbanken weiter die geldpolitische Bazooka einsetzen und gleichzeitig die angekündigten fiskalpolitischen Maßnahmen der Regierung ausreichen, den konjunkturellen Einbruch so kurz als möglich zu halten. Charttechnisch versuchte der DAX zuletzt zweimal die Marke von 10.000 Punkten im DAX zu überwinden. Beide Male scheiterte er daran und Gewinnmitnahmen setzten ein. In der heutigen Eröffnung startet der DAX auf Schlusskursniveau vom Freitag. Obwohl die amerikanischen Börsen zum Handelsschluss am Freitag tief rot geschlossen haben, deuten die Future bislang auf eine leicht erholte Börse heute Nachmittag hin. Dennoch würde sich das Chartbild erst bei einem Anstieg über das Tief aus dem Jahr 2018 bei 10.279 Punkten leicht aufhellen. Auf der Unterseite finden sich Unterstützungen bei 9.566, 9.513, 9.506 und 9.501 Punkten.

Euro Stoxx 50

Der Euro Stoxx 50 ging am Freitag mit einem Punktestand von 2.728 Punkten aus dem Handel. Auf Wochensicht erzielte er einen Kursgewinn von 5,49 %. Im Zuge global rasant ansteigender Corona-Infektionszahlen konnte sich der Euro Stoxx 50 vergangene Woche etwas erholen. Solange die Corona-Pandemie in ihrem Verlauf und den wirtschaftlichen sowie politischen Implikationen unberechenbar bleibt, sollte die hohe Volatilität (VStoxx von 60) weiterhin bestehen bleiben. Die kurzfristige Befreiungsrally letzte Woche konnte am Freitag ihr Momentum nicht aufrechterhalten, sodass unserer Meinung nach noch nicht von einer Trendwende auszugehen ist. Charttechnisch betrachtet, wurde die Bärenmarktrally am Freitag an der 20-Tage-Linie gestoppt und konnte diesen kurzfristigen Widerstand nicht überwinden. In einem dynamischen und optimistischen Aufwärtsszenario könnte der Euro Stoxx 50 auf die 3.000 Punkte zusteuern, was wir jedoch kurzfristig als unwahrscheinlich erachten. In einem Abwärtsszenario bildet die 10-Tage-Linie bei 2.600 Punkten eine wichtige Unterstützungszone. Sollte diese reißen, können in Anbetracht der hohen Unsicherheit im Markt durchaus die Tiefstände vom 16.03.2020 bis zu der 2.300 Punktemarke getestet werden. Fundamental werden wir diese Woche mit den deutschen Inflations- und Arbeitslosenzahlen sowie den Einkaufsmanagerindizes aus China und den USA versorgt, die einen repräsentativen Einblick auf die volkswirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie geben.

Dow Jones Industrial

Der Dow Jones ging am Freitag mit einem Punktestand von 21.636 Punkten aus dem Handel und erzielte auf Wochensicht mit 12,84 % den höchsten Kursgewinn seit 1938. Dieser historische Kursanstieg wurde durch das beherzte Eingreifen der Fed sowie des US Kongresses eingeleitet, die durch beispiellose Maßnahmen versuchen, die wirtschaftlichen Konsequenzen der Corona-Pandemie soweit wie möglich zu begrenzen. Die Fed hat durch die Ankündigung unbegrenzt Staats- und sogar Unternehmensanleihen zu kaufen den angeschlagenen Anleihenmarkt mit Liquidität versorgt und der Kongress hat ein 2-Billionen-Dollar-Konjunkturpaket auf den Weg gebracht. Trotz der massiven Hilfestellung musste der Dow Jones am Freitag einen Rückgang von 4,1 % verbüßen, der sich angesichts fallender Futures Kurse zum heutigen Wochenstart weiter ausdehnen könnte. Insgesamt stimmt uns das nicht zuversichtlich. Jedoch lassen sich erste Tendenzen einer Bodenbildung erkennen, die bei einem VIX von über 60 in einer breiten Trading-Range zwischen 19.000 und 22.000 Punkten liegen kann, sodass die bisherigen Tiefs im Laufe der Woche nochmal getestet werden könnten.

Bund-Future

Der Bund-Future notiert aktuell bei 173,77 Punkten und konnte sich im Vergleich zur Vorwoche erholen. Die konzertierten Maßnahmen der wichtigsten Notenbanken in den vergangenen Wochen zeigen noch immer ihre Wirkung und lassen den Bund-Future nach einem zweiten Anlauf die Widerstände nach oben durchbrechen. Sollte die 200-Tage-Linie bei 173,46 Punkten nachhaltig überwunden werden können, ließe dies noch Raum für einen Anstieg über die 175 Punktemarke zu.

Einschätzung

Angesichts der sich immer stärker ausweitenden Pandemie bleibt eine Markteinschätzung nahezu unmöglich. Sollte sich der „Lockdown“ noch länger hinziehen, dürften die Auswirkungen auf die Wirtschaft deutlich stärker ausfallen, als dies bislang prognostiziert. Damit einhergehend käme es zu starken Einbrüchen bei der Gewinnentwicklung vieler börsennotierter Gesellschaften. Kurse wie wir sie aktuell sehen, wären dann nur schwer vorstellbar. Aus diesem Grund bleiben wir defensiv positioniert.

Stand: 30. März 2020 – Bitte beachten Sie unsere rechtlichen Hinweise.

Gemälde GL-Saal
Dieter Langenbucher

Dieter Langenbucher

Der Diplom-Kaufmann univ. ist seit 2005 Portfoliomanager bei der Fürst Fugger Privatbank Aktiengesellschaft und managt den FFPB MultiTrend Flex und den FFPB Rendite. Zudem ist er Mitglied des Anlageausschusses für institutionelle Mandate. Sein besonderes Interesse gilt der Marktstrategie.

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