Technischer Aktien- und Rentenmarktkommentar

für die Woche vom 20. – 24. April 2020

DAX

Das Pandemiegeschehen scheint sich allmählich zu beruhigen. Die Börsen beginnen die scheinbare Normalität zu hofieren, nicht anders lassen sich die jüngsten Kursavancen deuten. Bekanntlich handeln die Börsen die Zukunft, das heißt sie haben einen Vorlauf von 6 – 9 Monaten. Aus Sicht der Börsianer scheint die Krise ein Ende zu haben, die Wirtschaft erholt sich schnell in Form eines „V“ und die Gewinne der Unternehmen bewegen sich auf dem Vorkrisenniveau. Also scheinbar wieder schöne heile Welt? Allerdings deuten die vorliegenden Zahlen aus der Wirtschaft und die Einschätzungen von IWF oder den Wirtschaftsforschungsunternehmen nicht darauf hin, als hätten wir den Tiefpunkt schon gesehen. Noch steht der neue Aufwärtstrend auf wackligen Füßen und stellt weiterhin nur ein Erholungsbewegung dar. Der DAX hat in der letzten Woche seinen jüngsten Aufwärtstrend fortsetzen können, konnte aber kein neues Wochenhoch generieren. Die Erholungsbewegung findet dabei bei weiter rückläufigen Umsätzen statt. Der DAX hat kurzfristig noch Potential bis zur Marke von 11.000 Punkten. Allerdings deuten die technischen Indikatoren darauf hin, dass ein Ausbruch über diese Hürde aktuell wohl nur sehr schwer möglich sein dürfte. Ein Test des ehemaligen Widerstands bei 10.279 Punkten erscheint möglich. Kurse darunter würden das Chartbild eintrüben.

Euro Stoxx 50

Der Euro Stoxx 50 ging am Donnerstag mit einem Punktestand von 2.888 Punkten aus dem Handel und erzielte auf Wochensicht einen marginalen Kursverlust von -0,1 %. Die globalen Aktienmärkte konnten am Freitag aufgrund positiver Nachrichten bei der medikamentösen Behandlung von Covid-19 die Wochenverluste wieder wettmachen. Das Stimmungsbild bleibt weiterhin wankelmütig, sodass die Kursentwicklungen weiterhin von kurzfristigen Hoffnungen und Rückschlägen in der Pandemiebekämpfung getragen werden. Technisch betrachtet führt die konstante Reduktion des VStoxx zu einem solideren Chartbild. In dem Aufwärtsszenario bleiben die avisierten 3.000 Punkte aus der Vorwoche bestehen, nachdem in der zweiten Woche in Folge, die 2.800 Punktemarke verteidigt werden konnte. In einem Abwärtsszenario bleibt die kurzfristige Unterstützungszone zwischen 2.800 Punkte und der 20-Tage-Linie bei 2.770 Punkte bestehen. Fundamental betrachtet kommt die Bilanzsaison mit SAP in Europa ins Rollen und die Konjunktur- sowie Verbrauchererwartungen vom ZEW und GfK werden u. a. diese Woche veröffentlicht. Zudem werden wohl weitere volkswirtschliche Hiobsbotschaften auf uns einprasseln.

Dow Jones Industrial

Der Dow Jones konnte die Handelswoche erneut mit Kursgewinnen beenden und legte um 2,2 % zu. Er schloss bei 24.242 Punkten. Insgesamt gesehen hat sich der Dow Jones jedoch seitwärts bewegt, mit leicht positiver Tendenz. Die veröffentlichten Nachrichten hatten es einmal mehr in sich, die Einzelhandelszahlen fielen um 8,7 % im März so stark wie nie zuvor, die Industrieproduktion fiel um 5,4 %, so stark wie zuletzt 1946, der „Empire State“-Index für das verarbeitende Gewerbe fiel auf den tiefsten Stand der Geschichte. Da verwundert es auch nicht, dass der Mai-Kontrakt für WTI-Rohöl um knapp 22 % abstürzte. Positive Anzeichen einer Entspannung der Corona-Krise überkompensierte jedoch diese katastrophalen Makrodaten. Die US-Börsen wirken auf uns aus kurzfristiger Sicht immer noch überhitzt, so dass wir auch in dieser Woche – auch aufgrund der Fortsetzung der Berichtssaison – mit einer Fortsetzung der Konsolidierung und einem volatilen Wochenverlauf rechnen. Auf der Unterseite scheint diese Woche ein Rücksetzer in Richtung der 38-Tage-Linie (aktuell bei 23.099 Punkten) durchaus realistisch. Angesichts des aktuellen Set-ups der US-Börsen gehen wir davon aus, dass diese Rallye aus mittelfristiger Sicht noch Luft nach oben hat, ein potenzieller Rücksetzer also noch neue Käufer anziehen wird. Das Erreichen der 200-Tage-Linie (aktuell bei 26.685 Punkten) stellt ein realistisches Kursziel der aktuellen Bewegung in den nächsten Wochen dar. Zuvor muss jedoch die 50-Tage-Linie (aktuell bei 24.558 Punkten) überschritten werden.

Bund-Future

Der Bund-Future notiert aktuell bei 172,71 Punkten. Auf Wochenbasis bedeutet dies ein Plus von 195 Ticks. Obwohl die erhöhte Risikobereitschaft der Investoren die Nachfrage nach scheinbar sicheren Bundesanleihen tendenziell schwächt, wirken die fortlaufenden Käufe von Seiten der EZB unterstützend. Zugleich haben sich die Indikatoren mittlerweile in den positiven Bereich verlagert. Somit ist es nicht verwunderlich, dass der Bund-Future in den letzten Tagen einen kurzfristigen Aufwärtstrend etablieren konnte, nachdem die Marke von 171,13 überwunden wurde. Ziel der aktuellen Bewegung könnte die Marke von 174 Punkten sein. Auf der Unterseite bietet die seit dem Tief vom 19.03 bestehende Aufwärtstrendlinie bei 170,85 Punkten eine starke Unterstützung.

Einschätzung

Trotz der jüngsten Kursavancen bleiben wir bei unserer Einschätzung, dass es sich um eine Bärenmarktrallye handelt. Lediglich für langfristig orientierte Investoren können sich Einstiegschancen ergeben.

Stand: 20. April 2020 – Bitte beachten Sie unsere rechtlichen Hinweise.

Gemälde GL-Saal
Christian Barth

Christian Barth

Der Diplom-Betriebswirt (FH) und Bankkaufmann ist seit 1998 bei der Fürst Fugger Privatbank Aktiengesellschaft beschäftigt. Im Fondsmanagement verantwortet er drei Dachfonds sowie die Analyse von zahlreichen Aktien-, Renten- und Immobilienmärkten.

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