Technischer Aktien- und Rentenmarktkommentar

für die Woche vom 29.08. – 02.09.2022

DAX

In der vergangenen Woche verloren die deutschen Standardwerte 4,23 % oder 573 Punkte. Bis 16 Uhr war die Welt am Freitag noch in Ordnung. Der DAX versuchte über die Marke von 13.365 Punkten zu steigen, jedoch ohne Erfolg. Vielmehr sorgte die Rede von Fed-Präsident Powell anlässlich der Jahrestagung der Notenbanken in Jackson Hole für einen Kursrutsch an den Aktienmärkten. Der DAX verlor bis zum Xetra-Schluss weiter und ging bei 12.971 Punkten ins Wochenende. Die Verluste weiteten sich allerdings bis 22 Uhr am Freitagabend bis auf 12.877 Punkte aus. In der heutigen Eröffnung gibt der DAX weiter nach und testet Kurse unter der Marke von 12.800 Punkten. Die Dynamik der Abwärtsbewegung überrascht, bietet allerdings Raum für weitere Abgaben bis zur nächsten Unterstützung bei rund 12.500 Punkten. Darunter ist Platz bis zum Jahrestief bei 12.390 Punkten. Auf der Oberseite finden sich Widerstände zwischen 12.877 und 13.100 Punkten.

Euro Stoxx 50

Der Euro Stoxx 50 ging am Freitag mit einem Punktestand von 3.603 Punkten aus dem Handel und gab auf Wochensicht deutliche -3,40 % ab. Die falkenhafte Rede von Fed-Präsident Jerome Powell am vergangenen Freitag auf dem jährlichen Zentralbankentreffen führte zu einem deutlichen Abverkauf an den globalen Aktienmärkten. EZB-Direktorin Isabel Schnabel reihte sich in die Reihe der Falken ein und kündigte ein kraftvolles Handeln im Kampf gegen die Inflation an, wodurch die europäischen Aktienmärkte auch unter Druck gerieten. Wir starten daher die Woche mit der Frage, wie weit der Euro Stoxx 50 noch fallen wird. Sollte die Unterstützungszone bei der 3.606 Punktmarke, die durch die 200 Wochenlinie und dem 23,6 % Fibonacci-Retracement gebildet wird, nach dem heutigen Handelstag deutlich gerissen werden, besteht die Gefahr, dass der Euro Stoxx 50 in das Muster der vergangenen sechs Monate fällt und das Jahrestief bei 3.343 Punkten testen könnte. Zu Beginn der Handelswoche wird der Kursrückgang aus der Vorwoche weitergeführt.

Dow Jones Industrial

Der Dow Jones konsolidierte in der vergangenen Woche um 4,2 %. Er schloss bei 32.283 Punkten. Die Woche stand ganz im Zeichen der Notenbank-Sitzung in Jackson Hole, an deren Ende US- Notenbankpräsident Powell die Märkte auf ein restriktiveres Zinsumfeld einschwörte, was zwangsläufig auch zu Belastungen bei Haushalten und Unternehmen führen werde. Ein lascher Umgang mit der hohen Inflationsrate würde jedoch nur zu noch größeren Problemen in der Zukunft führen. So waren zinssensitive Wachstumswerte die Verlierer der Woche. Der Technologiesektor verlor 5,6 %, auch der zyklische Konsum war mit -4,8 % schwach. Die Anleihenmärkte reagierten auf diese Aussagen hingegen kaum mit steigenden Renditen, was die Interpretation nahelegt, dass dort eine strenge Geldpolitik bereits weitgehend eingepreist ist. Die Aktienmärkte und damit auch der Dow Jones haben jedoch auf die überhitzte Indikatorenlage der Vorwoche mit deutlicher Schwäche reagiert, was aus unserer Sicht in den nächsten Wochen als Warnsignal zu interpretieren ist. Der Dow Jones wird heute wahrscheinlich im Bereich seiner 50-Tage-Linie (aktuell bei 32.099 Punkten) eröffnen, und wird damit auch unter die 90-Tage-Linie (aktuell bei 32.189 Punkten) rutschen. Ein Bruch dieser Marken würde sicher zu erhöhter Volatilität führen und somit Potenzial für eine kurzfristige Gegenbewegung und eine Rückeroberung dieser Marken eröffnen. Kurzfristig konnten die überhitzten Indikatoren weitgehend abgebaut werden, so dass wir nach einem wahrscheinlichen schwachen Wochenauftakt gegen Mitte der Woche eine Stabilisierung erwarten und im weiteren Verlauf auch einen erneuten Rallyeversuch des Dow Jones. Das maximale Downside-Potenzial sehen wir in dieser Woche bei 31.708 Punkten. Eine mögliche Gegenbewegung, die im Laufe dieser Woche starten könnte, sollte aus unserer Sicht eher zur weiteren defensiven Positionierung genutzt werden. Wir erwarten einen schwierigen Verlauf im September.

Bund-Future

Auf der Jahrestagung der Notenbanken in Jackson Hole wurde nochmals verdeutlicht, dass die Bekämpfung der Inflation oberste Priorität besitzt, selbst auf die Gefahr hin, dass dadurch eine Rezession ausgelöst wird. Daraufhin kam es zu einem deutlichen Renditeanstieg am kurzen Laufzeitende. Zweijährige US-Treasuries notieren am frühen Montagshandel zeitweise bei 3,48 %, dies ist der höchste Stand seit November 2007. Auch bei den Bunds stand am Freitag das kurze Ende unter Druck. Eine Zinsanhebung von 75 Pp. durch die EZB gewinnt an Wahrscheinlichkeit. Der Bund-Future notiert aktuell bei 148,19 %-Punkten. In der aktuellen Bewegung könnte die Marke von 145 %-Punkten getestet werden.

Einschätzung

Wir hatte zwar angesichts der Tagung der Notenbanken in Jackson Hole mit einer erhöhten Volatilität sowohl an den Aktien- wie auch an den Rentenmärkten gerechnet, jedoch nicht in der eingetretenen Dimension. Wir bleiben defensiv positioniert und würden übertriebene Rückschläge für Zukäufe nutzen.

 

Stand: 29. August 2022 – Bitte beachten Sie unsere rechtlichen Hinweise.

Christian Barth

Christian Barth

Der Diplom-Betriebswirt (FH) und Bankkaufmann ist seit 1998 bei der Fürst Fugger Privatbank Aktiengesellschaft beschäftigt. Im Fondsmanagement verantwortet er drei Dachfonds sowie die Analyse von zahlreichen Aktien-, Renten- und Immobilienmärkten.

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