Energiekrise als Belastungsfaktor für die Konjunktur

Kein nachhaltiger Aufschwung nach der Sommerrallye in Sicht

Seit Ende Juni haben sich die Aktienmärkte erholt und einige Marktteilnehmer hoffen sogar schon auf den Beginn eines neuen Bullenmarktes. Marko Behring, Leiter Asset Management der Fürst Fugger Privatbank teilt diese Einschätzung nicht. Für ihn sind die jüngsten Kursbewegungen noch kein ausreichender Grund für ausgeprägten Optimismus: „Es schadet nicht, weiterhin vorsichtig zu bleiben. Der Markt preist mittlerweile zwar einige belastende Faktoren ein, doch andere werden in ihrer Tragweite nur in einem zu geringen Umfang gewürdigt.“

So fände die Positionierung der Fed mittlerweile Berücksichtigung, nicht jedoch die Entwicklung der Energiepreise und ihre Konsequenzen. „Die dynamisch steigenden Energiepreise in Europa werden zunehmend zu einem erheblichen konjunkturellen Belastungsfaktor“, warnt Behring. Erst jüngst habe Polens größter Chemiekonzern Grupa Azoty die Produktion von Stickstoffdünger gestoppt und die Ammoniakproduktion gedrosselt. Der Grund seien die Rekordpreise beim Gas.

Vielfach würde übersehen, dass sich der Strompreis an den europäischen Energiebörsen im Rallyemodus befände. Die aktuellen Preisausschläge lägen dabei um das Zehnfache über dem Schnitt des letzten Jahrzehnts, so Behring: „Die sprunghaften Anstiege beim Strompreis schlagen sich zwar noch nicht direkt in der Stromrechnung der Konsumenten nieder, sie können aber zu einer schweren Hypothek für die nächsten Jahren werden.“

Und auch beim Öl gäbe es wenig Positives zu berichten: Der Rückgang des Ölpreises seit Juni um mehr als 20 % habe zwar temporär für Entspannung gesorgt, aber offenbar zum Missfallen der OPEC. So habe der saudi-arabische Energieminister die „Entkopplung“ der physischen Ölmärkte von den Papiermärkten beklagt und Förderkürzungen angedeutet. Marko Behring ist überzeugt: „Steigt der Ölpreis wieder, wird dies die globale Konjunktur zusätzlich belasten.“

Diese Mischung dürfe man nicht unterschätzen, meint Behring: „In Kombination mit der strengeren Zinspolitik der US-Zentralbank braut sich eine Gemengelage zusammen, die man genau im Blick behalten muss. Sollte sich im Verlauf der nächsten Monate keine Verbesserung am Energiemarkt einstellen, wird das die Aktienmärkte kurzfristig weiter belasten.“

Die Privatbank habe daher im Verlauf der letzten Wochen die Aktienquote nach der erfreulichen Sommerrallye sukzessive gesenkt.

Foto Marko Behring

Marko Behring

Leiter Asset Management. Nach seinem Studium der Betriebswirtschafslehre und einer Tätigkeit bei einem Hamburger Bankhaus trat er 2011 in die Fürst Fugger Privatbank ein. Er ist Teil des Managementgremiums des FFPB Global Flex und des FFPB Konservativ und zudem verantwortlich für die Verwaltung von Spezialmandaten.

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