Technischer Aktien- und Rentenmarktkommentar

für die Woche vom 21.08. – 25.08.2023

DAX

Bislang wird der Börsenmonat August seinem Ruf als einer der schwächeren Monate des Jahres voll gerecht. Zu gute Makrodaten aus den USA sorgen für steigende Renditen am langen Zinsende und schüren zugleich die Angst vor zusätzlichen Zinsschritten durch die Fed. Hinzu kommt, dass China die Probleme des wichtigen Immobiliensektors nicht in den Griff bekommt. Zudem schwächt sich die dortige Konjunktur weiter ab und schürt Ängste vor einem dämpfenden Effekt auf die Weltkonjunktur und natürlich auch die Aktienmärkte. Der DAX hat von seiner Spitze bei 16.529 Punkten etwas mehr als 6 % verloren. Zugleich wurde die wichtige Unterstützung bei 15.660 Punkten nach unten verletzt. Damit rückt das Julitief bei 15.456 Punkten ins Blickfeld. Wir könnten uns dennoch eine Zwischenerholung vorstellen. Der Bereich um 15.450/15.370 Punkten scheint eine gute Unterstützung für den DAX darzustellen und sollte Käufer auf den Plan rufen, wie dies bereits 5-mal in diesem Jahr der Fall war. Sollten sich jedoch die Bedenken hinsichtlich weiterer Zinsschritte durch die Fed verstetigen, so könnten wir auch tiefere Kurse beim DAX sehen.

Euro Stoxx 50

Der Euro Stoxx 50 schloss am Freitag bei einem Punktestand von 4.212 Punkten und fiel im Vergleich zur Vorwoche um 2,52 %. Seit Monatsanfang, als der Euro Stoxx 50 sein Mehrjahreshoch bei 4.471 Punkten erreichte, beträgt der Kursrückgang 5,79 %. Auf Sektorenebene gibt es seit Monatsanfang nur Verlierer. Die geringsten Verluste verzeichnete der Energiesektor (-1,16 %), der von den steigenden Ölpreisen profitiert, und der im Allgemeinen defensivere Gesundheitssektor (-1,19 %). Der größte Sektor-Verlierer seit Monatsanfang ist mit Abstand der Rohstoffsektor (-11,28 %) gefolgt vom Automobilsektor (-8,35 %), der ebenfalls sehr zyklisch ist. Die steigenden Bedenken bezüglich des chinesischen Wachstums sowie die jüngste Stärke des Dollars rücken die Schwellenländer wieder in den Fokus. Zudem erhöhen steigende Energiekosten wieder den Inflationsdruck, wodurch die Wahrscheinlichkeit weiterer Zinserhöhungen steigt. Diese Sorgen spiegeln sich im Kurs des Euro Stoxx 50 wider, der charttechnisch ein fragiles Bild liefert, nachdem er sich nur noch knapp über der 200-Tage-Linie hält. Der Euro Stoxx 50 schaffte es im Juli den Widerstand bei 4.400 Punkten zu überwinden und im Intradayhandel sogar auf 4.491 Punkte anzusteigen. Seit Monatsanfang gibt er die Zugewinne jedoch sukzessive ab und hält sich nur noch knapp über der letzten Unterstützungsline, die bei 4.200 Punkten liegt und mit der 200-Tage-Linie korrespondiert. Sollte diese Marke nicht halten, gibt es bis zum 61,8 % Fibonacci-Retracements bei 4.017 Punkten keine technisch relevante Unterstützungszone mehr. Mit Blick auf diese Handelswoche wird das diesjährige Treffen in Jackson Hole von hoher Relevanz sein. Da wir uns in einem Umfeld abnehmender Inflation befinden, erscheint eine so restriktive Botschaft wie im letzten Jahr weniger wahrscheinlich.

Dow Jones Industrial

Der Dow Jones verlor in der vergangenen Woche 2,2 %. Er schloss bei 34.501 Punkten. Die breit angelegte Schwäche dürfte in erster Linie in steigenden Renditen an den Anleihenmärkten begründet sein. Die 10-jährige US-Staatsanleihe stieg auf 4,25 %, auch weil die Notenbank von Atlanta ihre Wachstumsprognose für das dritte Quartal auf real 5,8 % erhöhte. Die Veröffentlichung der FOMC-Minutes, also dem Protokoll der US-Notenbanksitzung von Ende Juli, erinnerte nochmal daran, dass die meisten regionalen Notenbankpräsidenten immer noch Überraschungspotenzial für höhere Inflationsraten sehen. In China hingegen bleibt die Konjunktur schwach, dort werden die Zinsen gesenkt. Die Schwäche seit Anfang August hat den Dow Jones auf ein robustes Unterstützungslevel im Bereich von 34.500/34.100 Punkten zurückgebracht. In der vergangenen Woche hatte sich die Abwärtsdynamik deutlich beschleunigt, was beim Dow Jones zu einem kurzfristig überverkauften Marktumfeld führte. Insofern scheinen Erholungsversuche in dieser Woche wahrscheinlich. Nur wenig über dem aktuellen Niveau befindet sich die 50-Tage-Linie (aktuell bei 34.676 Punkten), gefolgt von der 38-Tage-Linie (aktuell bei 34.875 Punkten). Die 38-Tage-Linie könnte gleichzeitig das Hoch einer möglichen Gegenbewegung darstellen. Wir sehen die Konsolidierung als noch nicht abgeschlossen an und gehen davon aus, dass der Dow Jones die Tiefs noch nicht gesehen hat und rechnen mindestens mit einem Test der 200-Tage-Linie (aktuell bei 33.746 Punkten) in den nächsten Wochen.

Bund-Future

Zum Handelsschluss am Freitag erholte sich die Rendite der 10-jährigen Bundesanleihe wieder, sodass sie auf dem Niveau der Vorwoche aus dem Markt ging. Der Bund-Future erholt sich langsam und liegt aktuell rund 100 Bp. über dem Tief von 130,14 %-Punkten vom 15.08. Diese Woche stehen erneut wichtige Konjunkturdaten aus der Eurozone auf der Agenda. Die sogenannten Flash-PMIs für den Euroraum dürften schlecht ausfallen, vor allem für Deutschland. Weitere Hinweise über Deutschlands Konjunkturprobleme werden für Freitag mit der Veröffentlichung des BIP erwartet. Auch die ifo-Daten dürften den konjunkturellen Abwärtstrend bestätigen. Technisch könnte es zu einer Gegenbewegung bis zu der bei 132,46 %-Punkten verlaufenden 38-Tage-Linie kommen. Kurse unter 130,14 dürften den Abwärtsdruck verstärken.

Einschätzung

Von dem am Donnerstag beginnenden Fed-Symposium in Jackson Hole erwarten wir weitere Hinweise auf die weitere Geldpolitik. Die Aktienmärkte befinden sich im Sommerloch und werden wohl noch ein paar Wochen auf einem niedrigen Niveau verharren. Langfristige Investoren können im Bereich der genannten Marken erste Positionen aufbauen, aber die Möglichkeit von weiteren Abwärtsbewegungen mit einkalkulieren.

 

Stand: 21. August 2023 – Bitte beachten Sie unsere rechtlichen Hinweise.

Christian Curac

Christian Curac

Der zertifizierte Chartered Financial Analyst® (CFA®) ist Mitglied des Fondsmanagement Teams. Bevor er 2019 zu der Fürst Fugger Privatbank Aktiengesellschaft kam, war er als Investment Performance Analyst innerhalb der Allianz SE Gruppe tätig. Er hat einen Bachelor- und Masterabschluss in Volkswirtschaftslehre von der Universität Regensburg.

News­letter

Möchten Sie mehr über unsere Leistungen erfahren? Melden Sie sich für unseren Newsletter an:

Anmelden

Wählen Sie Ihre Newsletter

Datenschutz*

Die mit * gekennzeichneten Felder sind Pflichtfelder.

Dies könnte Sie auch interessieren:

Aktien

Immer für eine Überraschung gut: Italien schreckt die Märkte auf.

Oliver Grass
Oliver Grass
16. August 2023

Aktien

Macht uns der Ölpreis einen Strich durch die Inflationsrechnung?

Christoph Mertens
Christoph Mertens
9. August 2023

Aktien

Auf dem Gipfel – und dann?

Christoph Mertens
Christoph Mertens
2. August 2023