Macht uns der Ölpreis einen Strich durch die Inflationsrechnung?

Der Kampf gegen den Preisanstieg wird zäher.

Seit seinem Tief im vergangenen Mai hat sich der Ölpreis erholt und der Preis für ein Barrel der Sorte Brent ist um ca. 18 Prozent gestiegen. Diese Entwicklung beschreibt eine deutliche Trendwende, war es doch vorher seit Juni 2022 mit dem Ölpreis abwärts gegangen. Der lange Preisrückgang war auch eine der Ursachen für den Rückgang der hartnäckigen Inflation in den Industrieländern. Mehr als der Anteil am berechneten Warenkorb spielten dabei die sogenannten Zweitrundeneffekte bei Industrie und Dienstleistungen eine Rolle.

Nun also wieder ein Anstieg. Der ist jedoch nur bedingt marktgetrieben: Der Auftrieb des Ölpreises ist sehr stark politisch motiviert und wird durch die großen Ölförderer künstlich verstärkt. Vor einigen Monaten haben die OPEC+, Saudi-Arabien und Russland beschlossen, die Fördermenge zu kappen, um den Preisverfall zu stoppen. Dafür gibt es ein klares Motiv: Die Einnahmen aus den Ölförderungen stellen den größten Beitrag zur Staatskasse dar. Die Förderländer wollen die rückläufigen Staatseinnahmen wieder anzukurbeln. Hinzu kommt eine Nachfrage, die höher ist als erwartet.

Die steigenden Preise sind bereits in der Realwirtschaft angekommen, etwa in Form höherer Spritpreise in den USA oder auch in Deutschland. Das alleine ist zwar noch kein gravierender neuer Inflationstreiber, die Bekämpfung der Teuerung wird jedoch erschwert. Auf den jetzigen Inflationsniveaus wird es immer zäher, auch leichte Anstiege sind nicht auszuschließen. Dies erwarten wir beispielsweise in den USA für die kommende Veröffentlichung.

Im Ringen der Notenbanken mit der Inflation und der Erwartungen erster Zinssenkungen ist der Ölpreis durch seinen letzten Anstieg wieder in den Fokus gerückt. Da für die Inflationsberechnungen in den verschiedenen Volkswirtschaften eine Vielzahl von Faktoren eine Rolle spielen, ist die Höhe des Ölpreises allein noch kein unlösbares Problem. Wichtiger ist eine konstante und berechenbare Preisentwicklung. Volatilität ist auch hier ein Unsicherheitsfaktor, der die Kalkulation und damit wieder die Preise beeinflusst.

Christoph Mertens

Christoph Mertens

Leiter der Niederlassung Köln. Der Portfoliomanager ist nach seiner Tätigkeit im Vermögensmanagement für Firmenkunden in einem anderen Institut und seinem Studium der Bankbetriebslehre seit 2011 für die Fürst Fugger Privatbank tätig. In der Niederlassung Köln ist er verantwortlich für das Management von Spezialfonds und Vermögensverwaltungen für Pensionskassen, Family Offices, Arbeitgeberverbände, Spendenorganisationen, Stiftungen und Unternehmen. Außerdem ist er Teil des Managementgremiums der klassischen Vermögensverwaltung.

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