Immer für eine Überraschung gut: Italien schreckt die Märkte auf.

Gewinne heben nicht die Bewertungsniveaus.

Dass ausgerechnet die rechtspopulistische italienische Regierung unter Giorgia Meloni eine Übergewinnsteuer auf Bankengewinne verhängen will, hat die Märkte dann doch überrascht. Was sie davon halten, zeigte die Reaktion: massive Kursrückgänge beim Bankensektor, aber auch größere Spreads, insbesondere bei italienischen Bankenanleihen.

Mittlerweile ist wieder etwas Ruhe eingekehrt ist. Derlei Nachrichten aus Europas drittgrößter Volkswirtschaft tragen nicht gerade dazu bei, die ohnehin gedrückte Stimmung an den Märkten zu heben.

In Europa haben wir zwar reale Gewinnsteigerungen und in der Folge Kursanstiege gesehen, aber an den niedrigen Bewertungsniveaus hat das nichts geändert. In den USA hat der KI-Hype zwar die Kurse der Technologiewerte mit einem aktuellen Bewertungsaufschlag von 30% befeuert. Aber auch nur die. In der Breite hat der US-Aktienmarkt auch keine höheren Bewertungsniveaus gesehen, sondern lediglich eine Anpassung an die Gewinnsituation. Die europäischen Technologietitel sind deutlich günstiger als die im historischen Vergleich hoch bewerteten US-Technologie-Werte. Gerade die haben den Löwenanteil zu den Indexanstiegen in den USA beigetragen. Gleichzeitig sind sie besonders zinsempfindlich.

Nicht zu vergessen: Die historisch mit Abstand schwächsten Börsenmonate August und September haben gerade erst begonnen. Und das in einem anspruchsvollen Umfeld. Auch wenn sich die US-Wirtschaft einer Rezession noch hartnäckig widersetzt: der Dreiklang aus Saisonalität, Marktstimmung und einer möglichen Korrektur bei den Bewertungen der dominanten Tech-Werte machen eine Korrektur der Aktienmärkte zumindest wahrscheinlich. In dieser Phase ist es denkbar, dass die Rentenmärkte Morgenluft wittern. Anleger sollten die Entwicklung jedoch genau im Blick behalten: Mittelfristig sollten wir uns auf niedrigere Kurs- und Bewertungsniveaus einstellen.

Das bedeutet nicht zwangsläufig, dass es zu dramatischen Ergebniseinbrüchen echter Qualitätstitel kommen muss. Tatsächlich könnten positive Überraschungen nach einem leichten Rückgang sogar den Weg frei machen für eine höhere Bewertung des Gesamtmarkts. Und auch dafür gibt es ein weites Feld: von der Stärke einer möglichen Rezession über die Situation in China oder eine trotz allem stabilen Konsumentennachfrage bis hin zu wider Erwarten prosperierenden Arbeitsmärkten.

Oliver Grass

Oliver Grass

Der Financial Planner (ebs) und Eco Berater (ethische und nachhaltige Kapitalanlage) ist seit 2010 in der Niederlassung Nürnberg und dort für die Verwaltung individueller Mandate und Spezialmandate verantwortlich. Hintergrund war nach Studium und Traineeprogramm (1990) eine jahrelange Tätigkeit im Großbankenbereich. Sein Schwerpunkt liegt in der Vermögensverwaltung für Private und Institutionelle Kunden unter Einbeziehung aller Anlageklassen und Instrumente.

News­letter

Möchten Sie mehr über unsere Leistungen erfahren? Melden Sie sich für unseren Newsletter an:

Anmelden

Wählen Sie Ihre Newsletter

Datenschutz*

Die mit * gekennzeichneten Felder sind Pflichtfelder.

Dies könnte Sie auch interessieren:

Aktien

Immer für eine Überraschung gut: Italien schreckt die Märkte auf.

Oliver Grass
Oliver Grass
16. August 2023

Aktien

Macht uns der Ölpreis einen Strich durch die Inflationsrechnung?

Christoph Mertens
Christoph Mertens
9. August 2023

Aktien

Auf dem Gipfel – und dann?

Christoph Mertens
Christoph Mertens
2. August 2023