Die Inflation ist rückläufig, aber die Konjunktur auch
Die Inflation in der Euro-Zone ist zurückgegangen, sogar überraschend deutlich. Nur noch um 2,9 Prozent stiegen im Oktober die Verbraucherpreise im Vergleich zum Vorjahresmonat, und damit auf das niedrigste Niveau seit Juli 2021. Dieser Rückgang der Inflation geht jedoch mit anhaltenden wirtschaftlichen Schwierigkeiten einher: Die historischen Zinserhöhungen der EZB zeigen zunehmend Wirkung. Der Rückgang der Teuerung ist aber mit wachsenden Rezessionssorgen verbunden, die von den neusten Daten gestützt werden. So ist das Bruttoinlandsprodukt in Europa zwischen Juli und September um 0,1 Prozent geschrumpft. Die Analysten waren in ihren Prognosen von einer Stagnation ausgegangen.
Dabei sind es verschiedene Faktoren, die die wirtschaftliche Entwicklung im Euroraum belasten, darunter die schwache Weltwirtschaft, hohe Energiepreise und das gestiegene Zinsniveau. Die Bedenken angesichts des konjunkturellen Preises für die nachlassende Inflation sind nun auch bei der EZB angekommen: nach zehn Anhebungen in Folge seit dem Sommer 2022 hat die Notenbank beschlossen, ihren Zinserhöhungspfad zu verlassen. Eine Kehrtwende ist das aber noch nicht: Die Teuerung der Verbraucherpreise ist zwar auf unter 3 Prozent gesunken, die EZB ist jedoch noch nicht am Ziel. Die Zielmarke von 2 Prozent ist nach wie vor gültig. Es gibt für die EZB also noch keinen geldpolitischen Grund, wieder großzügiger zu werden – nicht zuletzt, weil nach den jüngsten geopolitischen Ereignissen die Energiepreise wieder auf der Agenda stehen.
Die Prognosen für die Konjunktur im Euroraum sind weiterhin verhalten und einige Marktbeobachter sehen die BIP-Daten für das dritte Quartal als Anzeichen für eine beginnende Rezession. Länder wie Deutschland und Italien weisen eine schwache bis rückläufige wirtschaftliche Entwicklung auf, während andere, wie Frankreich und Spanien, zumindest geringfügige Wachstumsraten erzielen. Im Gesamtbild kämpft die Eurozone jedoch mit den wirtschaftlichen Umständen und die Aussichten für das vierte Quartal sind düster. In den südlichen EU-Ländern ist nun auch die Tourismussaison vorbei und das Stimmungsbild für den gesamten Währungsraum zeigt eine deutliche Eintrübung für das letzte Quartal.