Ungewohnte Töne aus China

Das Land der Mitte kämpft mit hausgemachten Problemen

Dass das chinesische Wirtschaftswachstum seit geraumer Zeit an Geschwindigkeit eingebüßt hat, ist mittlerweile bekannt. Die OECD geht davon aus, dass diese Entwicklung anhält und Chinas exorbitantem Wachstum der letzten Jahre ein Ende setzt. Galten in den letzten Jahren Wachstumsraten unter 7 % bereits als Rückschlag, wird das mittelfristige jährliche Wachstumspotential auf 3 % geschätzt.

Die dafür verantwortlichen Themenfelder sind vielfältig. Der gigantische Immobiliensektor trägt jedenfalls großen Anteil am schwächelnden chinesischen Wachstum. Spätestens seit den Zahlungsschwierigkeiten der Konzerne Evergrande und Country Garden hat die einstige Boom-Branche eine harte Landung hingelegt. Die chinesische Regierung versucht, das Schlimmste zu vermeiden. Wir gehen daher davon aus, dass ein Kollaps im Immobiliensektor und dem eng verbundenen Bankensektor mit allen Mitteln abgewendet wird, jedoch mit einem „Aber“: Die Rettungsmaßnahmen der chinesischen Regierung drücken massiv auf die Wirtschaftskraft der gesamten Volkswirtschaft.

Zu den Problemen im Immobiliensektor kommen nicht nur die Technologie-Sanktionen der USA und der Rückzug einiger westlicher Industriestaaten hinzu. China kämpft mit hausgemachten Problemen:  hohe Jugendarbeitslosigkeit, ein rasanter demographischer Wandel, der zur Vergreisung in Rekordtempo führt, und eine massiv angestiegene Staatsverschuldung. Erschwert wird der Überblick durch die mangelnde Transparenz im Reich der Mitte. Den Finanzmärkten ist diese Gemengelage bewusst. Die Reaktionen fallen bislang moderat aus, aber die Risiken werden genau beobachtet. Zumindest haben die westlichen Nationen öffentlichkeitswirksam mit einem „China De-Risking“ begonnen. Umsicht ist angebracht, aber keine Panik. Man will es sich ja nicht mit einer der größten Volkswirtschaften verscherzen – mit vielen bestehenden und potenziellen Kunden für westliche Unternehmen. Gerade deutsche Unternehmen können ein Lied davon singen, was ein Nachfrageausfall aus China bedeutet. Auch aus diesen Situationen hat man gelernt und an Alternativen gearbeitet. War die chinesische Wirtschaft lange Zeit quasi gleichbedeutend mit ganz Asien, erfreuen sich derzeit viele Nachbarstaaten an großem Interesse und entsprechenden Zuflüssen aus dem Ausland.

Christoph Mertens

Christoph Mertens

Leiter der Niederlassung Köln. Der Portfoliomanager ist nach seiner Tätigkeit im Vermögensmanagement für Firmenkunden in einem anderen Institut und seinem Studium der Bankbetriebslehre seit 2011 für die Fürst Fugger Privatbank tätig. In der Niederlassung Köln ist er verantwortlich für das Management von Spezialfonds und Vermögensverwaltungen für Pensionskassen, Family Offices, Arbeitgeberverbände, Spendenorganisationen, Stiftungen und Unternehmen. Außerdem ist er Teil des Managementgremiums der klassischen Vermögensverwaltung.

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