Verträgt der Immobilienmarkt eine weitere Leitzinserhöhung?

Verkäufe von Wohneigentum rückläufig

In den USA steht die nächste Leitzinserhöhung an, und sie wird kräftig ausfallen. Es ist davon auszugehen, dass die Fed den Leitzins auf ein Niveau von 3,00 – 3,25 % anhebt. Die EZB dürfte Ende Oktober nachziehen – wahrscheinlich ähnlich drastisch wie zuletzt.

Dass dies Einfluss auf den Immobilienmarkt hat, liegt auf der Hand. Das offensichtlichste Beispiel bietet die Entwicklung der Finanzierungskonditionen. Das Vermittlungsportal Interhyp gibt an, dass der durchschnittliche Zinssatz für eine 10-jährige Zinsbindung im Dezember des letzten Jahres noch bei 1,0 % lag. Aktuell müssen Käufer für 10-jährige Darlehen mit einem Zinssatz von 3,4 % kalkulieren. Tendenz steigend. Für potenzielle Immobilienkäufer oder -bauer bedeutet dies in der Berechnung ihrer monatlichen Belastung eine Differenz von mehreren Hundert Euro. Hinzu kommen die rasant steigenden Energiepreise. Für viele geht die Rechnung für den Traum von der eigenen Immobilie schon jetzt nicht mehr auf.

Selbst die Corona-Pandemie hatte dem langjährigen Preisanstieg bei Immobilien kaum etwas anhaben können, abgesehen von einer schwachen und kurzen Delle. Der deutschlandweite Hauspreisindex EPX erreichte im vergangenen Sommer vielmehr seinen bisherigen Höhepunkt. Die Preise sind also noch hoch. Die neuesten Daten zeigen jedoch, dass die Preise langsam rückläufig sind, für Eigentumswohnungen und Bestandswohnungen sogar deutlich. Lediglich Neubauhäuser konnten noch zulegen. Dahinter steckt aber nicht zwingend eine ungebrochene Nachfrage, sondern unter anderem auch der Anstieg der Baukosten für bereits begonnene Objekte.

Stichwort Baukosten: Sie werden massiv getrieben von immer weiter steigenden Kosten für Baumaterial und Energie sowie anhaltende Lieferengpässe. Inflationsbedingt höhere Lohnkosten dürften diesen Effekt eher noch weiter verstärken.

Um einen klaren Trend zu erkennen, ist es noch zu früh und die Gemengelage zu unübersichtlich. Fakt ist jedoch, dass sich der Immobilienmarkt in einer herausfordernden Lage befindet. Schon jetzt lassen sich ein wieder steigendes Angebot, längere Verkaufszeiten sowie eine Verlagerung in Richtung des Miet-Marktes beobachten. Was dies wiederum für die Entwicklung der Mieten bedeutet und wie sich dazu noch die explosionsartige Steigerung der energiebedingten Nebenkosten auswirkt, das ist noch einmal ein ganz eigenes Thema.

Christoph Mertens

Christoph Mertens

Der Portfoliomanager ist nach seiner Tätigkeit im Vermögensmanagement für Firmenkunden in einem anderen Institut und seinem Studium der Bankbetriebslehre seit 2011 für die Fürst Fugger Privatbank tätig. In der Niederlassung Köln ist er verantwortlich für das Management von Spezialfonds und Vermögensverwaltungen für Pensionskassen, Family Offices, Arbeitgeberverbände, Spendenorganisationen, Stiftungen und Unternehmen. Außerdem ist er Teil des Managementgremiums der klassischen Vermögensverwaltung.

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