Was können die geldpolitischen Impulse der Notenbanken bringen?

Die Sorge vor Stagflation wächst

Zinspause ja oder nein? Die Meinungen dazu könnten nicht unterschiedlicher sein. Einerseits haben die zuletzt steigenden Ölpreise den Inflationsdruck wieder erhöht. Andererseits deuten die jüngsten Konjunkturdaten auf eine sehr schwache Wirtschaftsentwicklung hin – vor allem die aus Deutschland. So sendeten die deutschen Auftragseingänge alarmierende Signale und auch die deutsche Industrieproduktion gab mit einem Minus von mehr als 11 % Anlass zur Sorge. Deutschland ist damit aber nicht allein. Die Konjunkturerwartungen für die nächsten sechs Monate sind über alle Weltregionen hinweg nicht rosig. Die Sorge vor einer „Stagflation“ wächst, also vor steigender Inflation bei stagnierender Wirtschaft.

Für die kurzfristige Marktentwicklung richten sich daher die Blicke der Marktteilnehmer vermehrt auf die Zentralbanken. Und die geben kein einheitliches Bild ab – wenn auch aus unterschiedlichen Gründen. In der Eurozone ist eine Zinserhöhung der EZB in dieser Woche nicht ausgeschlossen. In den USA hingegen stehen die Chancen nicht schlecht, dass die Fed angesichts der leichten Entspannung am US-Arbeitsmarkt auf einen weiteren Zinsschritt in der nächsten Sitzung verzichtet.

In der mittelfristigen Betrachtung hingegen ist die Frage, ob der Zinsgipfel bereits erreicht ist oder nicht, schon weniger relevant. Ob die Notenbanken noch einmal um 25 Basispunkte nachlegen oder nicht, ist für den Gesamtblick auf Aktien und Anleihen gar nicht so entscheidend. Viel wichtiger ist, dass sie wohl länger als erwartet an den höheren Zinsen festhalten werden. Durch dieses sogenannte „higher for longer“ bleibt die Volatilität der Märkte weiter hoch. Die Folge ist, dass Inflations-, Wachstums- und Arbeitsmarktdaten wieder vermehrt in den Fokus rücken, um das weitere Vorgehen der Zentralbanken besser einschätzen zu können.

Die saisonale Schwäche der Märkte im statistisch schlechtesten Börsenmonat September lässt sich zwar derzeit nutzen, um bei Kursrücksetzern einzusteigen, Ausbrüche nach oben sind aber durch Gewinnmitnahmen quasi gedeckelt. Vieles spricht zunächst für einen weiteren Seitwärtstrend an den Börsen, der zum Jahresende hin auch Chancen bieten kann. Für 2024 werfen „higher for longer“ und der Liquiditätsentzug der Notenbanken bereits ihre Schatten voraus.

Andrea Greisel

Bereichsleiterin Organisationsentwicklung der Fürst Fugger Privatbank Aktiengesellschaft. Nach zehnjähriger Tätigkeit im Investment Banking einer bayerischen Großbank trat die Bankkauffrau mit der Zusatzausbildung AIM (Applied Investment Management der DVFA) 2010 in die Bank ein. Sie ist verantwortlich für die Umsetzung der Digitalisierungsprojekte und Nachhaltigkeitsstrategien der Bank.

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